Bild nicht mehr verfügbar.

Dichter Rauch über der Stadt Kobanê

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

Bild nicht mehr verfügbar.

Der für den Syrien-Einsatz zuständige US-General Lloyd Austin am Freitag in Tampa (Florida).

Foto: AP Photo/J. Scott Applewhite

Im Kampf um die nordsyrische Stadt Kobane (arabisch: Ayn al-Arab) haben Kurden die Jihadisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) weiter zurückgedrängt. Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) hätten dabei ihre Angriffe gemeinsam mit der internationalen Allianz gegen den IS koordiniert, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag.

Demnach habe die Allianz anhand von YPG-Informationen zwei gezielte Luftschläge gegen IS-Stellungen im Osten von Kobane geflogen. YPG-Einheiten hätten sich zugleich schwere Gefechte im Norden nahe dem Grenzübergang zur Türkei sowie im Süden der umzingelten Stadt geliefert. Kobane wird seit über einem Monat von IS-Kämpfern belagert. Die Enklave wird von einer unabhängigen kurdischen Regierung verwaltet, YPG-Einheiten verteidigen die Stadt. Zuletzt waren IS-Jihadisten bis in die Ostbezirke der Stadt vorgedrungen.

Offensive am Grenzübergang

Aus den Provinzen Aleppo und Raka würden IS-Kämpfer, Munition und Ausrüstung nach Kobane geholt, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, am Samstag. Die Jihadisten hätten am Freitag zudem einen erneuten Angriff auf den Grenzübergang zur Türkei im Norden der Stadt gestartet. Dabei hätten sie 28 Mörsergranaten abgefeuert. Demnach kontrolliert die IS-Miliz derzeit etwa die Hälfte der Stadt.

Der kurdische Aktivist Idriss Nassen bestätigte die neue Offensive des IS auf den Grenzübergang. Bei heftigen Gefechten mit den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) seien in der Nacht auf Samstag mehrere IS-Kämpfer getötet worden, sagte Nassen. Er berichtete zudem von mehreren nächtlichen Luftangriffen der US-geführten Militärkoalition. Laut der Beobachtungsstelle flog die Allianz auch Angriffe auf IS-Stellungen im Dorf Ain Issa in der Provinz Raka. Die Provinz ist eine Hochburg der Jihadisten, die seit Monaten weite Gebiete im Norden Syriens kontrollieren.

Mann wegen Filmaufnahmen hingerichtet

Die IS hat indes nach Angaben von Aktivisten im Norden Syriens einen Mann hingerichtet, weil dieser das Hauptquartier der Extremisten gefilmt haben soll. Die Tat habe sich in der Stadt Al-Bab in der Provinz Aleppo ereignet, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag mit. Der Mann sei getötet und die Leiche an ein Metallkreuz gebunden worden.

An seinem Hals hätten die Jihadisten ein Schild mit der Botschaft "Hinrichtung und Kreuzigung für drei Tage" befestigt, berichtete die Beobachtungsstelle unter Berufung auf Zeugen vor Ort. IS-Kämpfer richten in ihren Einflussgebiet in Syrien und im Irak regelmäßig angebliche Spione oder Andersgläubige hin. Zwei IS-Kämpfer, unter ihnen ein 15-Jähriger, wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle inzwischen hingerichtet, nachdem sie im Kampf um Kobane im Norden Syriens in Gefangenschaft gerieten. Eine mit den kurdischen Kämpfern verbündete Rebellengruppe habe die beiden Jihadisten erschossen.

Testflüge der IS

Die IS hat nach Angaben von Aktivisten auch Testflüge mit drei in Syrien erbeuteten Kampfflugzeugen durchgeführt. Die IS-Miliz verfüge über drei Jets die er auf Luftwaffenstützpunkten in den Provinzen Aleppo und Raqqa erobert habe, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag mit.

Die Piloten würden von ehemaligen irakischen Offizieren trainiert, die noch unter dem früheren Machthaber Saddam Hussein in der Armee gedient hätten. Augenzeugen hätten die Flugzeuge bereits mehrfach vom Militärflughafen Aleppo aus starten und Flugrunden in der Nähe absolvieren sehen.

Die USA haben jedoch keine Hinweise aus Kampfjets der IS-Kämpfer. "Uns ist nicht bekannt, dass IS irgendwelche Kampfjets aus dem Irak erbeutet hat", sagte die Sprecherin im US-Außenamt, Marie Harf, am Freitag. Entsprechende Berichte könne sie zurzeit nicht bestätigen.

Angaben schwer zu überprüfen

Die der Opposition nahestehende Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von Ärzten und Aktivisten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen. Die US-Streitkräfte erklärten, ihnen sei nicht bekannt, dass der IS Kampfjets fliege. Unklar blieb zunächst auch, ob die Jets mit Waffen ausgerüstet sind und die Piloten längere Distanzen fliegen können. Bei den Flugzeugen handle es sich offenbar um MiG 21 oder MiG 23, also ältere Jets sowjetischer Bauart, die die IS-Miliz von der syrischen Armee erbeutet habe.

Sympathisanten der IS-Miliz hatten in der Vergangenheit Fotos eroberter Kampfflugzeuge in anderen Teilen Syriens im Internet verbreitet, diese Jets schienen nach Angaben von Experten und Diplomaten jedoch nicht flugtauglich zu sein. Die Region um Aleppo ist eine der Hochburgen des IS, der etwa ein Drittel des syrischen Staatsgebiets unter seine Kontrolle gebracht hat. (APA, 18./17.10.2014)