Ohne viel über Wolfgang Fellner wissen zu wollen, hat man stets das Gefühl, mehr über ihn zu wissen, als man wissen will. Dieser Überschuss an Erkenntnis ist einem einzigen Mann zu verdanken: Wolfgang Fellner. Wem sonst? So ließ er dieser Tage Österreich wissen, er habe Geburtstag. Keinen besonderen, und eigentlich hatte er Österreich verschweigen wollen, endlich offen kein bisschen weise sein zu dürfen. Wolfgang Fellner wollte "eigentlich am 13. Oktober ganz weit weg sein - mindestens in Malibu". Er wollte seinen 60. Geburtstag geheim halten. Meine Bitte an das "Österreich"-Team war lange: Erspart mir bitte am 13. 10. meinen Geburtstag. Abgesehen davon, dass derlei die Möglichkeiten selbst des besten Teams übersteigt, wäre die Ausrufung einer längeren Staatstrauer wohl unvermeidlich gewesen, und das wollte er Österreich dann doch nicht antun.

Was blieb Österreich anderes übrig?

Also was blieb Österreich anderes übrig? Österreich feierte den Wolferl, mit einem Fest voller Prominenz, und darüber hinaus vor allem in mehreren Ausgaben von "Österreich". Zur Einstimmung gab es Sonntag ein " Österreich spezial", in dem klargestellt wurde, dass 40 Jahre Medien-Ära sich im Wesentlichen um Wolfgang Fellner ranken. Erst prägte "Basta" eine ganze Medien-Generation, dann wurde aus "News" eine grandiose Verlagsgruppe, aber erst als der "Magazin-König", man kann ruhig auch Medien-Napoleon zu ihm sagen, sein bisher größtes Abenteuer startete, war es so weit: "Österreich" fand für die Tageszeitung neue Ideen. Wolfgang Fellner fand als Erster das richtige Konzept der Hybrid-Zeitung: eine Bezahl-Auflage für Stammleser als Basis kombiniert mit einer großen Gratis-Auflage für Öffi-Benützer.

Das hat mit seiner hybriden Prägung zu tun. Geprägt hat mich in all den Jahren die Liebe zu und von meinen Lesern. In Wahrheit habe ich all diese Gründungen für sie gemacht. Notwendig wär 's nicht gewesen, aber als Journalist ist man natürlich für jedes Medium dankbar, egal ob Stammleser oder Öffi-Benützer.

Wer sein Leben für die Leser opfert...

Wer sein Leben für die Leser opfert, hat es nicht anders verdient: Politik-Promis ehren Fellner, wurde in der Mittwoch-Ausgabe von dem unerwünschten, aber dennoch irgendwie zusammengeschusterten Geburtstagsfest berichtet. Was sollten sie sonst tun, heißt es doch: Ehre, wem Ehre gebührt. Und nicht nur die Polit-Promis. Österreich feiert "Österreich"-Chef. Mega-Party für Wolfgang Fellner. Und klar: Die Superstars aus Musik und Sport ließen Wolfgang Fellner hochleben. Aber davon kann ein Herausgeber nicht leben, daher: Wirtschafts-Chefs und Medien-Macher ließen WoFe hochleben. Damit war der VIP-Aufmarsch noch lange nicht zu Ende. Society feierte ihren Darling. Fesche Missen, TV-Stars und die Austro-Prominenz gratulierten. Da konnte es nicht anders sein: Die Party wurde zum Mega-Konzert. Und wer - eigentlich unvorstellbar - nicht kommen konnte, sandte Videobotschaften, vermutlich Mega. So viel Prominenz hatte noch selten eine Geburtstagsparty. WoFe ist eben speziell.

So speziell, dass er zur Mega-Party mit Mega-Konzert auch noch eine Mega-Sondernummer über den Mega-WoFe auflegen ließ, in der die Erfolgsgeschichte von Wolfgang Fellner samt mehr als 60 Bildern einer einzigartigen Karriere sicherheitshalber wiedergekäut wurde, und das unter rasendem Anklang. Bundeskanzler Werner Faymann schnappte sich ein Exemplar der Geburtstagszeitung. So ein Schnäppchen macht er nicht jeden Tag. Wie wird sich dieser Gigant von 2 x 30 Jahren erst feiern, wenn er 2 x 35 wird? Sein neuestes Projekt in seriösem Journalismus ist der "Österreich"-Jumbo. Wir verbinden die Gratis-Verteilung unserer Zeitung an ALLE Wiener Zustelladressen der österreichischen Post mit unserer tagesaktuellen Gratis- und Bezahlzeitung. Somit erreicht "Österreich" mit dem Wien-Jumbo 1,6 Millionen Exemplare.

Kraftvoll und beständig weiter auf der Himmelsleiter

Mehr kann man wirklich nicht verschenken. Da haben auch die Sterne ein Einsehen, wie Astrologin Gerda Rogers dem Mega- Jubilar in ihrem maßgeschneiderten WoFe-Horoskop künden durfte. Kraftvoll und beständig weiter auf der Himmelsleiter! Die Glückssterne bleiben dem Jubilar gewogen. Die Saturn-Opposition zum Aszendenten ... ist mit dem heurigen Jahresende überstanden. Somit darf sich der Kapitän dieses beeindruckenden Medienschiffes wieder auf freie Fahrt bis zum Horizont freuen. Was die darüber hinausreichende Zukunft angeht, darf man getrost auf das Saturn-Prinzip vertrauen. Mit solchen Aussichten lässt sich leicht eine gute Zeitung machen. (Günter Traxler, DER STANDARD, 18.10.2014)