Bild nicht mehr verfügbar.

Ein gepflegtes Äußeres gilt als Muss für jedes Vorstellungsgespräch.

Foto: Henning Kaiser dpa/lnw

Neben echtem Interesse für den Lehrberuf sollte man bei den Bewerbungsunterlagen auf Vollständigkeit achten und beim Vorstellungsgespräch vor allem authentisch bleiben und seine persönlichen Stärken präsentieren.

Die Suche nach einer Lehrstelle ist oft ein schwieriges Unterfangen. Wichtig ist es nicht nur, zu wissen, für welche Ausbildung man sich entscheidet, sondern auch, worauf man bei Bewerbung und Vorstellungsgespräch achten und was man unbedingt vermeiden sollte. In einem Rundruf bei österreichischen Unternehmen hat derStandard.at nachgefragt, was sich Personalchefs und Lehrlingsausbildner von den Interessenten erwarten.

Interesse und "persönliche Stärken"

Für Oliver Seda, Personalchef der Spar-Österreich-Gruppe, ist es wichtig, einen vollständigen Eindruck des Bewerbers zu erhalten. Aus 17 Lehrberufen kann man bei Spar auswählen, 900 Lehrlinge wurden im Jahr 2013 eingestellt. Wichtig sei es laut Seda in erster Linie, dass die Bewerber vollständige Bewerbungsunterlagen schicken. "Sie sollten uns von ihren Interessen erzählen und von ihren Stärken überzeugen", sagt der Personalchef.

Wenn außerdem noch angegeben werde, für welchen Lehrberuf sich der Bewerber genau interessiert und weshalb, zeige das, dass wirklich Interesse besteht. Und auch die Beweggründe, die dahinter liegen, interessieren den Personalchef. Eine gute Vorinformation über das Berufsbild ist auch für Erich Reithofer, Lehrlingsausbildungsleiter bei der Salzburg AG für Energie, Verkehr und Telekommunikation, wichtig.

Andreas Falkner von der Tiroler Wasserkraft AG (Tiwag) erwartet sich von den Bewerbern neben guten Schulzeugnissen ein erkennbares Interesse für den gewählten Lehrberuf und eine "realistische Vorstellung über das Berufsbild." Bei der Tiwag reichen die Ausbildungsangebote vom Elektrotechniker bis zum technischen Zeichner, dem Informationstechnologen und dem Buchhalter.

Die schriftliche Bewerbung sollte nicht nur vollständig sein, sondern auch fehlerfrei, aussagekräftig und überzeugend. "Wichtig sind für uns vor allem die Motivation und die persönlichen Stärken, die jeder Jugendliche mit sich bringt", betont Falkner.

"Wir wollen den Menschen kennenlernen"

Unter den wichtigsten Eigenschaften der zukünftigen Lehrlinge rangieren für die Personalchefs und Ausbildner neben Engagement und Interesse auch Kommunikations- und Teamfähigkeit. Für Falkner ist es zudem wichtig, dass die Lehrlingsbewerber Begeisterung, Neugierde und Einsatzbereitschaft zeigen. Auch bei der Salzburg AG setzt man vorrangig auf Eigenschaften und Fähigkeiten des Bewerbers und weniger auf die Noten. "Wir wollen den Menschen kennenlernen", sagt Reithofer.

Auch für Siegfried Ingruber, stellvertretender Ausbildungsleiter bei der Sandoz GmbH, Tirols größtem Ausbildungsbetrieb in der Industrie, sind soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Eigenverantwortung und Hilfsbereitschaft für die Ausbildung in den verschiedenen Bereichen wesentlich.

Bewerbungsgespräch: Gute Vorbereitung zählt

Beim Bewerbungsgespräch setzen die Personalchefs vor allem auf eine gute Vorbereitung und das richtige Auftreten. "Der erste Eindruck ist immer der wichtigste", sagt Seda. Ein absolutes Muss für ihn sind Pünktlichkeit und ein gepflegtes Äußeres. Außerdem sollte man sich schon im Vorfeld auf das Gespräch vorbereiten und über das Unternehmen, bei dem man sich bewirbt, Bescheid wissen.

Ein natürliches Auftreten ist für alle Personalchefs wichtig. "Man sollte authentisch bleiben und sich nicht verstellen", betont Seda. Auch Ingruber setzt beim Bewerbungsgespräch neben der nötigen Vorbereitung auf Ehrlichkeit und Offenheit. Dann sei die Basis für Vertrauen geschaffen. "Kaugummikauen, Kopfhörer im Ohr, unpassende Kleidung und mangelhaftes Benehmen im Bewerbungsgespräch hinterlassen zwar einen bleibenden, jedoch keinen guten Eindruck."

Talente erkennen und richtig einsetzen

Die Lernbereitschaft und das Interesse seien bei den Lehrstellenbewerbern jedenfalls sehr hoch, erzählt Seda. Es komme aber auch vor, dass man "Schablonenbewerbungen" bekomme, die viele Rechtschreibfehler enthalten. Doch es sei auch auffällig, wie vielfältig die Talente und Interessen der Jugendlichen seien. "Unsere Aufgabe ist es, diese zu erkennen und im Unternehmensumfeld richtig einzusetzen", sagt Seda.

Falkner zeigt sich vor allem von der sozialen Kompetenz und dem Teamgeist, den die Jugendlichen mit sich bringen, beeindruckt. Er plädiert dafür, dass Lehrstellensuchende nach Möglichkeit eine "Schnupperlehre" in dem angestrebten Lehrberuf absolvieren. "Damit erhält jeder Jugendliche einen unmittelbaren Eindruck über die vielseitigen Herausforderungen und Möglichkeiten des zukünftigen Berufs."

Nützliches für die Bewerbung

Viele Unternehmen bieten auf ihrer Website Bewerbungstipps an. Nützliche Checklisten und Empfehlungen findet man aber auch bei der Arbeiterkammer und der Wirtschaftskammer. Das AMS bietet eine Jugendplattform an, auf der hilfreiche Informationen zum Thema Bewerbung angeführt werden.

Auch der Tag der Lehre bietet für all jene, die noch Orientierung brauchen, eine Gelegenheit, um herauszufinden, welcher Beruf infrage kommt und wie man sich erfolgreich bewerben kann. Experten geben dort Antworten auf alle Fragen der Berufsorientierung. Der nächste Tag der Lehre findet Ende Oktober im Wiener MAK statt. (Elisabeth Kleinlercher, derstandard.at, 26.10.2014)