Das wirklich Furchtbare ist ja nicht, dass Claudia Bandion-Ortner einmal Justizministerin war - sondern dass sie einmal Richterin war. Auch ein Minister soll nicht einen unglaublichen Käse daherreden, schon gar nicht, wenn es um das heikelste Thema der Gegenwart, den Islam und seine Moderne-Verträglichkeit, geht. Aber was Bandion-Ortner in einem "Profil"-Interview über Saudi-Arabien von sich gegeben hat, bestätigt das Unbehagen an der Mentalität, der man in manchen unserer Gerichtssäle begegnet: selbstgewisser Indolenz.

Im "Profil"-Interview bezüglich ihrer Tätigkeit für ein aufwändiges saudisches König-Abdullah-Dialogzentrum in Wien sagte sie zunächst, dass die schwarze Abaya, eine Ganzkörperverhüllung für Frauen, ein "praktisches, sehr angenehmes Kleidungsstück" sei, das sie an ihren Richtertalar erinnere. So viel zum Thema Rolle der Frau im ultrareaktionären Saudi-Arabien. Dann fiel ihr auf den Hinweis, dass die Saudis gerne nach dem Freitagsgebet ein paar Enthauptungen mit dem Schwert durchführen, nur ein: "Das ist nicht jeden Freitag."

Selbst wenn eine ordentliche Enthauptung humaner sein sollte als die verpfuschten Hinrichtungen in den USA: Eine österreichische Ex-Richterin und Ex-Justizministerin hätte sich nicht für die Saudis einspannen lassen dürfen. Andererseits: vielleicht besser, als wenn sie wieder Richterin geworden wäre. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 21.10.2014)