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Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Außenminister Sebastian Kurz vor dem Lama-Tempel in Peking.

Foto: APA/Schneider

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, die Minister Sebastian Kurz (Äußeres), Andrä Rupprechter (Landwirtschaft) und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl (alle ÖVP) atmeten am Montagabend in Peking auf. Der Auftakt zu ihrem seit zwei Jahren größten Regierungsbesuch in China war gelungen, obwohl er zum denkbar unpassendsten Zeitpunkt kam.

Gerade als sie ankamen, gingen ihre erhofften Gesprächspartner in Klausur eines ZK-Sonderparteitags vom 20. bis 23. Oktober. Dennoch kamen schon am ersten Tag eine Reihe von Treffen Pekinger Prominenz mit den Österreichern und ihrer 120-köpfigen Wirtschafts-und Wissenschafter-Delegation zustande. Selbst Politbüromitglied und Vizepremier Wang Yang nahm sich die Zeit. Mitterlehner sprach von "erstklassigen Terminen". Kurz ortete ein "schönes Signal" und eine gute Gesprächsatmosphäre. Es sei ihnen auch möglich gewesen, ihre Sorgen über die Lage in Hongkong direkt anzusprechen. Wang Yang antwortete abweisend, dies sei interne Angelegenheit Chinas.

Schweinefleischprotokoll

Dennoch signalisierte Peking mit der Vorzugsbehandlung mehr als nur Höflichkeit. Das merkte als erster Agrarminister Andrä Rupprechter. Vizeminister Wu Qinghai von der Veterinärbehörde gab ihm eine Zusage, auf die Wien seit mehr als zehn Verhandlungsjahren wartet. Peking werde "in den nächsten Wochen" das sogenannte Schweinefleischprotokoll auf Botschafterebene in Wien unterschreiben. Rupprechter, der gerade aus Südkorea kam und dort ähnliche Vereinbarungen abschloss, sprach von "einem wirklichen Durchbruch". Eine "neue Exportoffensive nach Asien" werde helfen, die Verluste nach dem Embargo gegenüber Russland "mehr als wettzumachen".

Die Reise nach China "hat sich für mich gelohnt", sagte auch Alois Strohmeier, einer von vier Schlachtunternehmern, aus der Wirtschaftsdelegation. Der Besitzer von den Verarbeitungsbetrieben Steirerfleisch und Jöbstl erklärte dem Standard, was das Abkommen für mittlere Unternehmen bedeutet. China sei weltweit größter Abnehmer für Schweinefleisch, besonders auch für Produkte, die es als Spezialitäten ansieht, die aber in Europa schwer abzusetzen sind - wie Schweineohren und -füße. "Ich hoffe künftig auf fünf Prozent zusätzliches Geschäft." Das sichere nicht nur vorhandene Arbeitsplätze. "Mittelfristig könnte ich dann auch 40 bis 50 Mitarbeiter neu einstellen."

Schweinefleisch nach China

Durch den Wegbruch der Exporte nach Russland seit 28. Januar werde er dieses Jahr 1,5 Prozent Umsatz verlieren. Da komme die neue Nachfrage gerade recht. Rupprechter geht davon aus, dass Österreich schon ab kommendem Jahr zu dem Dutzend der EU- Länder gehören wird, die Schweinefleisch nach China liefern. Wie lukrativ das sein kann, zeigt das Beispiel Deutschland. Berlin unterzeichnete das Protokoll 2008 nach acht Jahren Verhandlungen. Seit 2010 beliefert es die Volksrepublik. 2013 setzte es bereits für 24 Millionen Euro Schweinefleisch ab. Tendenz steigend. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, 21.10.2014)