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Populist Milan Bandic im Wahlkampf. Nun wurde er verhaftet.

Foto: EPA/ANTONIO BAT

Seine Rastlosigkeit ist legendär. Wenn Milan Bandic nicht schlafen kann, dann müssen schon um sieben Uhr die Presseleute bereitstehen, weil er eine Straße oder sonst irgendetwas in Zagreb eröffnen will. Zu dem Zeitpunkt hat er bereits einen Zehn-Kilometer-Lauf hinter sich.

Jeden Tag. Nur diesen Montag war es anders. Denn der Bürgermeister der kroatischen Hauptstadt wachte diesmal in der Korruptionsstaatsanwaltschaft auf: Am Sonntag hatte ihn die Uskok festgenommen. Und nun sagen viele, dass es nur eine Frage der Zeit war. Gegen Bandic liegen hunderte Anzeigen vor. Sie betreffen etwa Widmungen für Bauprojekte, die bestimmten Leuten dienten, aber sicher nicht der Stadtkasse.

Ein Dorfmensch geblieben

Vieles an Bandic ist nur zu verstehen, wenn man seine Herkunft bedenkt. Er kommt aus der Gemeinde Grude in der Herzegowina. Und obwohl er 1974, mit 19 Jahren, nach Zagreb ging, um Politik zu studieren, ist er doch ein Dorfmensch geblieben, der später die Stadtpolitik wie einen herzegowinischen Familienbetrieb gestaltete, seinen Clan um sich scharte, befahl, delegierte und vergönnte.

Seinen Erfolg hat er anderen Zugezogenen, vor allem den Kriegsflüchtlingen vom Land zu verdanken, die in der Vorstadt Zagrebs leben und sich in seiner rauen Sprache wiedererkennen. In Bandics Welt gibt es keine Transparenz, sondern Abhängigkeiten. Doch davon profitierten viele. Die Zagreber verziehen dem Patron sogar, dass er 2002 bei einem Unfall betrunken Fahrerflucht beging. Nur drei Jahre später saß er wieder im Bürgermeistersessel.

Grenzenloser Populist

Der 59-Jährige gilt als grenzenloser Populist. So sucht der ehemalige Sozialdemokrat regelmäßig die Unterstützung der konservativen HDZ. 2009 wurde er aus der SDP rausgeschmissen, weil er bei den Präsidentschaftswahlen gegen Ivo Josipovic antrat. Die kroatische Kirche steht ohnehin hinter ihm. Bandic lief sogar den "Gottesmuttermarathon" von seiner Heimat Grude in den Wahlfahrtsort Medjugorje und widmete diesen "allen Müttern". Unter anderem zählte er seine Ehefrau Vesna dazu, von der er sich 1996 scheiden ließ, um sie 2003 wieder zu heiraten. Viele meinen, er sei dadurch günstiger zu einer Wohnung gekommen.

Gemeinsam mit dem Mann, dem manche "übernatürliche Energie" zuschreiben, wurden am Sonntag praktisch alle Spitzenfunktionäre, die für die Infrastruktur der Stadt zuständig sind - 19 Personen -, festgenommen: der ganze Bandic-Clan. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 21.10.2014)