Erbil - Die Jihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) hat im Nordirak erneut Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden angegriffen. Eine große Gruppe IS-Milizionäre sei mit rund 20 Geländemilitärfahrzeugen im Sinjar-Gebirge vorgerückt, zitierte die kurdische Nachrichtenseite Rudaw einen Kommandanten der Jesiden am Montag.

Bereits vor einer Woche hatten IS-Kämpfer Zugänge zu dem Hochplateau abgeschnitten, das an der Grenze zu Syrien liegt. Nach Angaben von Rudaw leben noch rund 7000 Zivilisten im Sinjar.

US-Hilfspaket

Die USA wollen dem Irak zusätzliche Panzermunition und Ausrüstung im Wert von rund 600 Millionen Dollar (470 Millionen Euro) liefern. Das Außenministerium habe zugestimmt, der Kongress sei unterrichtet. Wie das Verteidigungsministerium weiter erklärte, diene die Lieferung der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten.

Dies ist ein Hinweis, dass das Material vor allem im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eingesetzt werden soll. "Der vorgeschlagene Verkauf unterstützt direkt die irakische Regierung und dient dem Interesse des irakischen Volkes und der Vereinigten Staaten." Es gilt als unwahrscheinlich, dass der Kongress die Lieferung ablehnen könnte.

Anfang August waren im Sinjar rund 80.000 vornehmlich jesidische Flüchtlinge eingeschlossen, nachdem die IS das Umland unter Kontrolle gebracht hatte. Kurdische Peschmerga-Truppen konnten – unterstützt von US-Luftschlägen – die Belagerung durchbrechen. Viele Jesiden kamen in Flüchtlingslagern in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak unter. Nach Angaben von Rudaw haben die verbliebenen Jesiden mithilfe kurdischer Ausbildner eine Art Bürgerwehr gebildet.

Ministerpräsident im Iran

Der irakische Ministerpräsident Haidar al-Abadi beriet am Dienstag in Teheran mit der iranischen Regierung über den Kampf gegen die radikalsunnitischen Jhihadisten. "Dies ist eine Bedrohung für die Region, diese Terrorgruppen versuchen, einen Keil zwischen Schiiten und Sunniten zu treiben", wurde Abadi von der Nachrichtenagentur Irna zitiert. Eine ausländische Intervention zur Bekämpfung der IS-Miliz auf irakischem Boden schloss der Regierungschef kategorisch aus: "Keine Bodentruppen irgendeiner Supermacht, internationalen Koalition oder Regionalmacht werden hier kämpfen." (red/APA, 20.10.2014)