"Die Wiener Brauherren" ist im Löcker-Verlag erschienen.

Foto: Löcker Verlag

In der Brauwirtschaft hat es in den vergangenen Jahren einen massiven Perspektivenwechsel gegeben. War man lange stolz auf Geschichte und Traditionen der jeweiligen Braustätte, so schien zuletzt nur noch zu gelten, was die neueste Hopfensorte oder die ausgefallenste Holzfasslagerung geschmacklich hergeben.

Dabei war Craft Beer schon ein Thema, als man unter Craft noch einfach Handwerk verstanden hat - und als aus kleinen handwerklichen Brauereien eine beachtliche Brauindustrie geworden ist (was übrigens derzeit in der amerikanischen Craft-Szene passiert). Der Wirtschaftshistoriker Alfred Paleczny hat sich dieser Zeit angenommen, hat dem "goldenen Bierjahrhundert" der Familien Kuffner und Dreher, Meichl und Mautner-Markhof nachgespürt und den "Wiener Brauherren" mit einem Buch ein Denkmal gesetzt.

Da geht es viel um das Wiener Lagerbier (das von Ottakringer erst mit dem Roten Zwickl, dann dem Wiener Original wiederbelebt wurde), vor allem aber auch um dessen unterschiedliche Ausprägungen: So war die Mautnersche Brauerei in St. Marx für ihr leichtes "Abzugbier" bekannt, das schon lange vor Erfindung der Bierfiltration "hefefrei, klar und eiskalt, also unmittelbar consumfähig" gewesen sein dürfte. Man würde es gerne wieder kosten. (Conrad Seidl, Rondo, DER STANDARD, 24.10.2014)