Die Kaiserwiese beim Eingang zum Wiener Prater eineinhalb Wochen nach der "Wiener Wiesn".

Foto: DER STANDARD/Andy Urban

Die nächste Großveranstaltung beginnt Mitte November.

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Bis dahin wird die ehemalige Grünfläche nicht wiederhergestellt.

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Wien – Für die einen ist sie erholsame Grünfläche nahe dem geschäftigen Praterstern, für die anderen 9.000 Quadratmeter Veranstaltungsfläche. Einige Anwohner fühlen sich immer mehr von Großereignissen auf der Kaiserwiese im zweiten Wiener Gemeindebezirk belästigt. Deshalb legten sie diese Woche unter dem Titel "Kaiserwiese für alle!" eine Unterschriftenliste auf. Sie fordern weniger kommerzielle Nutzung.

Zuletzt fand die 18-tägige "Wiener Wiesn" statt, von November bis März steht die Kochshow "Palazzo" an. "In diesem Jahr begann die Situation zu eskalieren", sagt einer der Initiatoren, Eric Kläring. Denn auch für das tägliche Geschäft der Veranstaltungen wird die Praterhauptallee am Hauptzugang für Zufahrten benutzt und Container werden aufgestellt. Während der "Wiesn" fuhren Taxis über die Sportklubstraße zu und durften ihre Gäste in der Praterhauptallee abholen. "Gleichzeitig werden aber Geh- und Radwege abgesperrt", kritisiert Kläring. Anrainer berichten zudem von Parkplatzknappheit, von Erbrochenem auf Gehsteigen und Baumscheiben vor den Wohnhäusern, die als Toiletten dienen.

"Genug Wiesen im Prater"

"Wir haben mehr Beschwerden über Obdachlose, die sich auf der Kaiserwiese niederlassen, als über Veranstaltungen", sagt Leopoldstadt-Bezirksvorsteher Karlheinz Hora. Die Kritik der Anrainer über die eingeschränkte Nutzung findet er "spannend, da im Prater viele andere Wiesen sind". Bislang gebe es von keiner Fraktion einen Antrag zu diesem Thema. Während der "Wiesn" habe es aber die Regelung gegeben, räumt Hora ein, dass die Taxis eine Stunde vor Ende über die Sportklubstraße zufahren dürfen: "Damit am Praterstern kein Chaos herrscht."

Die Mitglieder der Petition kritisieren auch die Pflege der Grünfläche nach Veranstaltungen. Der Platz nahe dem Riesenrad wird von vielen Touristen frequentiert. "2013 bot die Wiese bis weit in das Frühjahr hinein einen traurigen Anblick", sagt Kläring. Bei der Prater Wien GmbH stößt die Initiative auf Unverständnis. "Diese Wiese macht 0,17 Prozent der gesamten Grünfläche des Praters aus", sagt Pressesprecherin Sonja Soukup.

Nach Großveranstaltungen wie der "Wiesn" sei der Boden nicht schön anzusehen, sagt sie. Doch vor der nächsten Veranstaltung ab November sei es in dieser Jahreszeit nicht sinnvoll, ihn wieder herzurichten. Die kommerzielle Nutzung versteht die Firma als Aufwertung, in diesem Jahr seien mehr als 1,1 Millionen Gäste zu sieben Veranstaltungen gekommen. "Es gibt nichts Schlimmeres als einen toten Prater im Winter", sagt Soukup.

Ständige Bässe im Grenzwert

Kritik kommt zudem am Lärm. Bei allen Freiluftveranstaltungen wird im Vorfeld die Lärmentwicklung überprüft, Grenzwerte werden in der Lärmschutzrichtlinie vorgeschrieben. Die MA 36 führt unangekündigte Kontrollen durch. Der Lärmpegel befand sich bei der "Wiesn" im rechtlichen Rahmen. Doch Lärm muss nicht unbedingt sehr laut sein, um zu stören, sagt Kläring: "Die Dezibel wurden eingehalten, aber die ständigen Bässe waren kaum auszuhalten." (Julia Schilly, DER STANDARD, 24.10.2014)