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So gut eingewickelt kommt man auch durch den kältesten Winter.

Foto: Bircher-Benner Archiv, Universität Zürich/boosda/wikipedia

Die kalte Jahreszeit hat begonnen und mit ihr gleich auch eine Erkältungswelle. Halsweh, Fieber und Gliederschmerzen: In vielen Fällen müssen sie einfach auskuriert werden. Im Bett, raten Hausärzte. Tabletten gegen Erkältungen oder Hustensaft lindern zwar Beschwerden, doch richtig gesund wird man davon trotzdem nicht.

Zusätzliche Maßnahme

Als zusätzliche Maßnahme probieren Husten- und Schnupfenkranke immer wieder auch alte Hausmittel. Zwiebel auf das schmerzende Ohr, Topfen auf den Hals oder Zitrone in den Socken? Was nach einer falschen Verwendung von Lebensmitteln klingt, hat lange Tradition. Als Wickel oder Kompressen nämlich.

Die Wirksamkeit von Wickeln und Auflagen ist zwar wissenschaftlich nicht nachgewiesen - wie das bei vielen traditionellen Verfahren in der Medizin der Fall ist. Doch gerade bei lästigen und harmlosen Erkältungskrankheiten können Brustwickel oder Essigpatscherl Beschwerden lindern, wie die Erfahrung zeigt. Allein: Das Wissen über Kräuter, Topfen und Zwiebel ist besonders bei jüngeren Menschen wenig verbreitet.

Wie es hilft

Die Wirkung der Wickel wird durch die Gegenpole Wärme und Kälte erzeugt. So führen heiße Wickel dem Körper eine passive Wärme zu: Entspannung und Entkrampfung sind die Folgen, die Durchblutung wird gefördert. Bei kalten Wickeln wird der Kreislauf angeregt, das löst eine schmerzstillende Wirkung aus. Sie entziehen dem Körper auch Wärme und werden daher bei Fieber eingesetzt.

"Naturheilverfahren wie Wickel fördern durch dosierte Entlastung oder Belastung die Selbstheilungskräfte des Menschen. Die Interaktion zwischen Heiler und zu Heilendem ist wesentlich", schreibt die Anthropologin Michaela Noseck-Licul vom Dokumentationszentrum für traditionelle und komplementäre Heilmethoden auf ihrer Website.

Ein Teil der "Wirkung" ist neben den physikalischen Reizen auch die Zuwendung zum Patienten. Zusätzlich vermittelt die Behandlung das Gefühl, aktiv am Gesundungsprozess zu arbeiten - davon profitieren vor allem Kinder. Viele Eltern haben jedoch Hemmungen, dem hohen Fieber des Kleinkindes mit Zitronen statt fiebersenkenden Medikamenten zu Leibe zu rücken.

Wickeln für Einsteiger

Grundsätzlich sollten Wickel besonders sorgfältig und nicht zu eng angelegt werden, gerade bei Kindern dürfen keinesfalls zu heiße oder zu kalte Reize gesetzt werden. Wichtig: Wickel und Kompressen nie bei offenen Wunden anwenden.

Für die direkte Auflage von Zwiebeln und Co. auf der Haut eignen sich Küchen- oder Taschentücher. Danach folgt eine Zwischenauflage aus Baumwolle oder Leinen, besonders empfehlenswert sind Stoffwindeln. Außen herum kommt dann eine Wolldecke, ein Handtuch oder eine Haube.

Das Multitalent im Gemüsefach ist die Zwiebel, die roh, gedünstet oder als Saft ein wahrer Erkältungskiller ist. Als Auflage auf Ohren hilft sie bei Mittelohrentzündungen, grob gehackt in den Socken bringt sie die Nase zum Rinnen. Zitronen helfen bei Heiserkeit und Halsschmerzen. In Scheiben auf ein Küchentuch gelegt, leicht ausgedrückt und um den Hals gewickelt, kühlt die Zitrusfrucht angenehm den entzündeten Hals.

Im Zweifel doch zum Arzt

Wickel aus Topfen helfen bei Prellungen, Gelenkentzündungen oder Blutergüssen. Ein Bauchwickel aus einem Aufguss aus Fenchel und Kümmel tut besonders gut, wenn man von Blähungen und Bauchschmerzen geplagt wird. Eine Kompresse aus Bienenwachs - mit einem Föhn erwärmt, auf die Brust aufgelegt und mit einem Kirschkernkissen warmgehalten - löst einen fest sitzenden Husten.

Allgemeine Erkältungsanzeichen und Fieber lassen sich mit Zitronensocken in Schach halten. Dabei werden dünne Baumwollsocken im Gemisch von Zitrone und lauwarmem Wasser getränkt. Die Socken werden nach dem Auswringen angezogen, darüber warme Wollsocken: Optimalerweise sollten die Patienten dann einige Zeit ruhig liegen.

Wenn die Erkältungsbeschwerden über einen längeren Zeitraum nicht bessern, sollte man einen Arzt aufsuchen - um eventuell schwerwiegendere Beschwerden abzuklären. (red, derStandard.at, 23.10.2014)