Wien - 100 Führungskräfte und Mitarbeiter diskutierten Montag bis Mittwoch auf dem Kahlenberg über Wien die Zukunft der ORF-Information. Bevor General Alexander Wrabetz und die Direktoren Kathrin Zechner (TV) und Richard Grasl (Finanzen) dazu kamen, wäre die Klausur fast geplatzt - als Projektleiter Stefan Ströbitzer plötzlich von dem Multimediaressort sprach. Das verstanden viele Redakteure als sehr zentrale Info-Führung. Im besten Fall ein Missverständnis.

Wer informiert wie Millionen Österreicher?

Es geht um nicht weniger als: Wer bestimmt, wie das reichweitenstärkste Medienhaus im Land Millionen Österreicher Tag für Tag informiert? Es geht um Unabhängigkeit dieser Information - oder möglichst zentralen politischen Einfluss. Bisher verantworten diese Information mehrere Direktoren, Chefredakteure und Ressortleiter und Ressorts für jedes Medium, zudem Sendungschefs. Bis 2020 sollen sie auf dem Küniglberg in einem Newscenter zusammenziehen und -arbeiten.

Zentralere Führung

Ströbitzers Klausur-Vorgabe vom Multimediaressort schien vorwegzunehmen: nur noch ein Ressorleiter über alle Medien. Weitergedacht: ein Chefredakteur und ein Infodirektor über alle Medien, zentrale Ansprechpartner für die Politik. Den Rest des Dienstags war die Klausur mit Klarstellung und Beschwichtigung befasst.

Bitte kein Konzept

Die Chefredakteure im ORF wollen nun ihre Vorstellungen über eine Newsroom-Führung erarbeiten, heißt es. ORF-General Wrabetz soll das dankend abgelehnt haben. Womöglich, damit er die Struktur der ORF-Information nicht gegen ein Papier der Chefredakteure entscheiden muss.

Die Berater von Boston Consulting sollen in fünf Wochen wohl eine flache - und damit womöglich zentrale - Struktur vorlegen. (fid, DER STANDARD, )