Der Schaden durch Wirtschaftsspionage beträgt in Deutschland mindestens 50 Mrd. Euro im Jahr, erklärte IHK-Chef Georg Fichtner unter Berufung auf das Innenministerium. Vor allem wissensintensive Branchen seien von Ausforschung betroffen.

Im Kampf gegen Cyberattacken oder Spionageangriffe gegen Unternehmen sieht der Verfassungsschutz dabei vor allem beim Mittelstand große Mängel. Kleine und mittlere Unternehmen hätten oft kein eigenes Sicherheitskonzept, sagte Präsident Hans-Georg Maaßen am Donnerstag bei einem Kongress der IHK Region Stuttgart. Die Betriebe hätten oft nicht identifiziert, was besonders geschützt werden müsse. Deutsche Großunternehmen seien hingegen verhältnismäßig gut aufgestellt.

Firmen überfordert

Maaßen sagte, zahlreiche Firmen seien damit überfordert, sich selbst zu schützen. Die deutsche Wirtschaft werde vor allem von chinesischen Diensten ausgeforscht. Die seien ein übermächtiger Gegner. Allein der chinesische technische Nachrichtendienst habe über 100.000 Mitarbeiter. Auch russische Dienste betrieben Wirtschaftsspionage. In beiden Ländern gehöre das zur Aufgabe der Nachrichtendienste. Anders sieht es den Angaben zufolge bei den westlichen Staaten aus: "Wir haben keine Erkenntnisse, dass amerikanische Dienste für Unternehmen Industriespionage betreiben", sagte der oberste Verfassungsschützer.

Täglich gebe es fünf Cyberangriffe auf das Netz der Bundesregierung, bei denen vermutlich ein ausländischer Geheimdienst dahinter stecke. Maaßen warb bei der Veranstaltung zugleich dafür, dass die Unternehmen sich bei etwaigen Angriffen an den Verfassungsschutz wenden sollen. "Wir arbeiten diskret", sagte er. Denn: Viele Betriebe haben die Furcht, dass ein Spionageversuch öffentlich werden könnte. Und das schade dann dem Image. (APA, derStandard.at, 23.10.2014)