Frenetisch gefeiert von der frankophilen Klientel und den Medien, muss der Citroën C4 Cactus beweisen, was wirklich in ihm steckt. Das Konzept, alles "Überflüssige " rauszuwerfen, hat Vor- und Nachteile.

Von den Medien wird der Cactus bereits zum neuen Kultmobil hochgejubelt - aber was für die Marke noch viel wichtiger ist: Der Wagen scheint auch bei den Kunden einzuschlagen.

Wir wollten wissen, was dran ist am Cactus. Also erst mal einsteigen und umsehen, wie sich der Weniger-ist-mehr-Ansatz darbietet. Nämlich geschmackvoll. Die Türen zieht man mit hübschen Lederschleifen zu, eingebettet in eine gleichfarbige Textil-Armauflage. Dazu Alu und Klavierlack-Imitat. Breite Sitze vorne, die designmäßig die grundlegende quadratische und rechteckige Form mit angerundeten Kanten aufnehmen, Stoff wie in den Tür-Armauflagen.

Foto: Stockinger

Die Sitzbank hinten ist nicht verschieb- und -stellbar, aber in einem Stück umlegbar, sollte einmal der große Nutzraum gefragt sein. Ein Manko beim Beladen des Kofferraums ist die extrem hohe Ladekante. Das Handschuhfach macht auf Retro-Koffer, greift das Leder-Thema der Türen auf und trägt zum visuellen Bestechungsversuch per Behübschung bei - der Rest der eher tristen, billigen Kunststoffe fällt da gar nicht mal so auf, jedenfalls beim Neuwagen nicht, was sich mit zunehmender Abwohnung vermutlich ändert.

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Vorne außerdem zwei erdgeschichtliche Grußbotschaften aus dem Carbon, zwei glänzende schwarze Briketts. Nein, falsch. Sobald man den Startschlüssel dreht, erwachen die Briketts zum Leben. Der hinterm Lenkrad zeigt digital (unter anderem) das aktuelle Tempo an, der daneben in der Mittelkonsole beherbergt alle Infotainment-Funktionen - Bordcomputer, Navi, Radio, bis hin zur Klimaanlage, man kennt das ja inzwischen vom PSA-Konzern.

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Evident im Fahrkapitel ist, dass der Cactus versucht, an die Komforttradition der Marke anzuknüpfen. Hohes Tempo und Kurven sind seine Domäne nicht. Das ist kein Rennwagen, sondern ein sanfter Wegbegleiter. Der 100-PS-Diesel wirkt mitunter sogar spaßfördernd, auch ein Resultat der Abspeckung. Alles musste raus, was man als Ballast empfinden könnte. Ergebnis: 1165 kg. Kein Federgewicht, aber immerhin.

Fazit Cactus: ein sympathisch einfach gestricktes, schickes Automobil, auf das man sich aber einlassen muss. Gute Idee jedenfalls von Citroën, so etwas zu bauen. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 24.10.2014)

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