Bild nicht mehr verfügbar.

Pumper ist als Wiederholungstäterin für acht Jahre gesperrt.

Foto: APA/Hochmuth

Wien - "Wir sehen keinen einzigen Vorteil mehr darin, Mitglied beim Verband zu sein." Und deshalb, sagt Susanne Pumper, ist der Traditionslaufklub LCC Wien, dem sie vorsteht, aus dem Wiener Leichtathletikverband (WLV) und somit auch aus dem österreichischen Verband (ÖLV) ausgetreten. Die WLV-Darstellung ist eine andere. Dort heißt es, man habe Pumper, weil diese ob eines Dopingvergehens bis 5. März 2020 gesperrt sei, "zum Rücktritt von ihrer Funktion als Obfrau aufgefordert". Der LCC Wien habe "als Reaktion darauf" seinen Austritt erklärt.

Sei's drum. Der LCC hat, seit Pumpers Dopingvergangenheit ruchbar wurde, bereits dutzende Mitglieder verloren. Nun verliert er noch einige mehr, da jene, die Meisterschaften bestreiten wollen, bei einem Verein gemeldet sein müssen, der Verbandsmitglied ist. Manch einer wundert sich, dass die Causa erst jetzt eskaliert, war Pumper doch erstmals im Frühjahr 2008 positiv (auf Epo) getestet und für zwei Jahre gesperrt worden. In einem weiteren Verfahren lief sie also unter Wiederholungstäterin, Folge war eine achtjährige Sperre rückwirkend ab 6. März 2012. Heuer im Februar wurde dieses Urteil von der Unabhängigen Schiedskommission (USK) bestätigt. Und der WLV sah seine Rücktrittsaufforderung durch die internationalen Wettkampfregeln gedeckt, die gesperrten AthletInnen die Ausübung jeglicher Funktion untersagen.

Bedauern

Der WLV bedauert auf seiner Homepage den LCC-Rückzug, man verliere "nach 47 Jahren ein Mitglied", das für zahlreiche nationale und internationale Erfolge gesorgt habe. Vor Pumper hatte Peter Pfannl die LCC-Geschicke geleitet, Pfannl wiederum hatte den Verein mit Sitz im Prater vom legendären Dolfi Gruber übernommen. Pumper stand als LCC-Funktionärin von Anfang an in der Kritik, ÖLV-Präsident Ralph Vallon hielt schon Mitte 2012 fest: "Meines Erachtens müsste Frau Pumper gehen. Sie hat keine Vorbildfunktion, steht eindeutig mit Doping in Zusammenhang."

Wie viele Mitglieder der LCC noch hat? Pumper weiß es nicht genau. "Ungefähr hundert" könnten es sein. "Vielleicht sind es auch nur siebzig." Eine Mitgliedschaft kostet 150 (Silber) bis 450 Euro (Platin) im Jahr. Außerdem lässt sich das LCC-Zentrum (Duschen, Sauna, Kantine) im Happel-Stadion über Einzelkarten bis Zehnerblocks nützen.

"Aktiv"

So oder so sieht man sich beim LCC nicht (mehr) auf den Verband angewiesen. "Wir sind für den Breitensport da", sagt Pumper. Allerdings müssen sich LCCler, die an Meisterschaften teilnehmen wollen, nun einen neuen Verein suchen, eine Mitgliedschaft in einem WLV-Verein ist Bedingung, um antreten zu dürfen. Laut WLV hat der LCC derzeit 38 solche Mitglieder. Pumper hingegen erklärt, der WLV würde hier "viele Karteileichen" mitzählen - und der LCC werde, wenn überhaupt, vielleicht zehn Aktive verlieren. "Unter die aktiven Mitglieder fällt auch unser Ehrenpräsident Pfannl, der ist über 70 und mit Krücken unterwegs."

Keine Handhabe dürfte der Verband gegen Pumper als Veranstalterin haben. Der LCC organisiert traditionell einige kleinere Läufe im Prater sowie den 5,35 Kilometer langen Silvesterlauf um die Ringstraße, den jährlich mehr als 3000 Läuferinnen und Läufer absolvieren. "Bleibt nur", merkt ein Leichtathletikfunktionär an, "jenes Zeugnis, das eine Susanne Pumper als Veranstalterin eines internationalen Events der Stadt Wien ausstellt. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 28.10.2014)