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Wie Heinrich Harrer war auch Herbert Tichy NS-Propagandist. Am 19. Oktober 1954 bestieg der Wiener (Mitte) gemeinsam mit dem Nepalesen Pasang Dawa Lama (l.) und den Landecker Sepp Jöchler (r.) erstmals den sechsthöchsten Berg der Erde, den Cho Oyu (8201 Meter) an der Grenze zwischen Nepal und Tibet.

Foto: APA/Herbert Tichy

Salzburg - Unter den Himalayabergsteigern und -schriftstellern hat neben Heinrich Harrer der Wiener Herbert Tichy am besten seine nationalsozialistische Vergangenheit verschleiert. Im Zweiten Weltkrieg "berichtete" der Journalist, ein gelernter Geologe, für führende NS-Zeitungen aus Ostasien. Das zeigt eine Studie der Universität Wien. Fast 700 Artikel von Tichy erschienen in der Deutschen Allgemeinen Zeitung, der Berliner Volkszeitung und in der Wochenzeitung Das Reich, für die Goebbels die Editorials schrieb. Nach 1945 präsentierte sich Tichy als Berghippie, 8000er-Erstbesteiger und menschenfreundlicher Bestsellerautor.

Wenige Jahre zuvor war er Kumpan der japanischen Eroberer Ostasiens. Die Studie des Wiener Geografen und Historikers Hannes Stanik wird Tichy-, Nepal- und Tibet-Fans schockieren. Stanik beweist, dass Tichy als "Illegaler" schon seit 1932 bei der NSDAP war. Das passt nicht zum Image des Menschenfreunds, der 1954 die Erstbesteigung des Cho Oyu (8150 m) im Himalaya geleitet hatte. Seine eigentliche Aufgabe in China verschwieg er nach dem Krieg. Dort wütete Japans Terrorregime. Tichy musste seine Berichte der Zensur vorlegen, ehe sie nach Tokio und Berlin gefunkt wurden. Die Angriffskriege der verbündeten Regime stufte er als Schaffung künftiger "Wohlstandsgebiete" ein, wo "jüdische Plutokraten" (Tichy), Amerikaner, Briten, Franzosen und Holländer ausgedient hätten. Er lobte, wie Japan zur Modernisierung des mittelalterlichen China beitrage. Keine Zeile über unfassbare Kriegsverbrechen im Pazifik.

In neuem Licht erscheint nun auch Tichys lange Freundschaft mit dem Tibetforscher Sven Hedin aus Schweden, der dort - als großer Fan Adolf Hitlers - früh zur Unperson mutierte. Hedin eröffnete mit Himmler 1943 im Salzburger "Haus der Natur" die Tibetschau des SS-Kriegsverbrechers Bruno Beger. Ein paar Jahre zuvor hatte Hedin das KZ Sachsenhausen bei Berlin als eine Art Sanatorium gepriesen. (Gerald Lehner, DER STANDARD, 28.10.2014)