Musik hat im Kino viele Funktionen. In Pascale Ferrans Bird People etwa ermöglicht eine überraschende Metamorphose es der Heldin, durch die Lüfte zu schweben. Plötzlich kreist sie über die illuminierten Nichtorte des Pariser Flughafens Charles de Gaulle, während David Bowies Space Oddity erklingt - und mit dem Perspektivwechsel werden die trostlosen Funktionsbauten mit einem Mal auf irritierende Weise schön.

Pulp: A Film About Life, Death and Supermarkets von Florian Habicht wählt den entgegengesetzten Ansatz und schreibt eine nicht immer ganz ernst gemeinte Wirkungsgeschichte der Britpop-Band in ihrer Heimatstadt Sheffield. Anlass zu dem Film war das allerletzte Konzert, das Jarvis Cocker und Co 2012 in der dortigen Arena gegeben haben. Als jemand, dem Pulp durch die 1990er half, wurde ich von der Live-Show sofort elektrisiert. Leider lässt Habicht keinen einzigen Song zu Ende spielen - eine Strategie, die etwas von einem niederträchtigen Enthaltungsprogramm hat.

Andererseits ist dieser Pulp-Film eben das Gegenteil einer Hagiografie, die Backstage-Posen stapelt, um den magischen Nimbus der Band zu erweitern. Stattdessen hat Habicht beispielsweise einen Pensionistenchor in einem nostalgischen Diner versammelt und lässt ihn dort Help the Aged singen - einen Song, in dem es darum geht, dass (leider) nichts für ewig hält. Eine wunderbare Szene, die vielleicht gerade deshalb so gut aufgeht, weil die Sängerinnen und Sänger überhaupt keine Beziehung zur Band haben.

Das Beste zum Schluss: Jarvis Cocker wird die Viennale am 6. 11. selbst beehren - und zwar bei einem Mitternachtsscreening des Films im Stadtkino. Gosh! (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 28.10.2014)