Wien/Frankfurt - Die teils "respektabel" guten Banken-Stresstest-Ergebnisse, die die Europäische Zentralbank (EZB) den Geldinstituten in Europa und auch Österreich überwiegend ausstellen konnte, sollten nach den Worten von EZB-Ratsmitglied OeNB-Chef Ewald Nowotny auch dazu beitragen, dass die Kreditvergabe wieder anspringt.

"Wir hoffen, dass dieser Stresstest insgesamt zu einer höheren Vertrauensbildung und höheren Offenheit führt und damit die Kreditvergabe stärker in Gang kommt", sagte der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) am Montagabend in der "ZiB2" des ORF-Fernsehens.

Natürlich gebe es ein gewisses Spannungsverhältnis dazu, dass auch die österreichischen Banken die Qualität ihres Eigenkapitals verbessern müssten und künftig mehr "hartes Eigenkapital" darzustellen hätten, räumte Nowotny ein - "das ist uns bewusst". Einerseits wolle man die Banken "sehr kapitalstark" haben, "andererseits kann das dazu führen, dass die Kreditvergabe geringer oder zumindest vorsichtiger wird". Im Übrigen würden derzeit nicht zu wenig Kredite angeboten, es sei vielmehr - wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung - die Nachfrage zu gering.

Zur Frage des durch die EZB geplanten Ankaufs von Kreditverbriefungen im großen Stil - von manchen als hochriskant kritisiert -, betonte Nowotny, dass bei solchen Ankäufen "Qualität wichtiger als Quantität" sei. Es sei aber schon wichtig, diesen Sektor aufzubauen. Kreditverbriefungen seien ja den Pfandbriefen nicht so unähnlich, und die gebe es bereits seit 200 Jahren.

Allerdings müssten die Aufkäufe solcher Papiere durch die EZB "unter sehr strengen qualitativen Vorgaben erfolgen", denn die Europäische Zentralbank habe "sicher nicht die Aufgabe, Banken aufzupäppeln". Als Sicherheiten für Kredite akzeptiere die EZB solche Papiere bereits heute; wenn sie angekauft würden, sei das aber "etwas anderes", da müssten noch viel strengere Qualitätskriterien angewendet werden.

Ob es richtig sei, dass er, Nowotny, Anfang Oktober im EZB-Rat dagegen gestimmt habe, dass die Europäische Zentralbank mit dem Ankauf von Kreditverbriefungen (Asset Backed Securities/ABS) beginnen soll, wollte der Notenbanker heute nicht bestätigen. Es sei nicht vorgesehen, dass man das eigene Abstimmungsverhalten offenlege, so der OeNB-Gouverneur.

Dem Vernehmen nach soll es am 2. Oktober zu den ABS zwei Gegenstimmen im EZB-Rat gegeben haben, war damals aus Finanzkreisen zu erfahren. Neben Nowotny soll es sich dabei um den Präsidenten der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, gehandelt haben. (APA, 27.10.2014)