Das jüngste "Clusterhaus" der Immofinanz steht im Brno Business Park im tschechischen Brünn. Seit Juli stehen hier 1000 m² Büronutzfläche für aufstrebende IT-Start-ups bereit.

Foto: Immofinanz/Huger

Leerstehende Gewerbeflächen sind eine Herausforderung für jedes Immobilienunternehmen. Statt zu versuchen, sie wie bisher möglichst en gros an Mieter aus verlässlichen Branchen zu vergeben, legen nun aber auch immer mehr Immobilien-AGs unorthodoxe Zugänge wie Zwischennutzungen und die Unterstützung von Start-ups an den Tag.

Musikcluster in Berlin

Die österreichische S Immo AG zeigte kürzlich etwa eines ihrer jüngsten Projekte in Berlin her: Dort hat man ein altes Büroobjekt in der Sonnenallee kostengünstig saniert – die Rede war von rund 100 Euro je Quadratmeter – und die Flächen an Start-ups vermietet, wobei sich mittlerweile ein Musikcluster herausgebildet hat.

Auch die Conwert Gruppe hat ähnliche Projekte am Laufen. Unlängst stellte man (zum wiederholten Mal) das Projekt "Packhaus" vor. Dabei handelt es sich um ein ehemals vom Bundesrechenzentrum genutztes Objekt in der Wiener Marxergasse (3. Bezirk), das mittlerweile gemeinsam mit dem Verein "Paradocks" als Kreativlabor zwischenzeitig bespielt wird – bis 2016, dann soll die Immobilie runderneuert werden. Bis dahin sind eine Computerspieleschmiede im Haus, mehrere Architekten, ein Onlineübersetzungsdienst und ein Nonprofitprojekt zur Förderung junger Künstler. "Es ist eine innovative Form, mit strukturellem Leerstand umzugehen", sagt Unternehmenssprecher Clemens Billek. "Es dient aber natürlich auch der Substanzerhaltung und kann zur Aufwertung des lokalen Umfelds beitragen." Ähnliche Projekte sind für Billek auch in Deutschland denkbar, allerdings besitze man dort nicht so viele Gewerbeobjekte wie in Wien – "und es ist ja in erster Linie ein Thema bei leerstehenden Gewerbeobjekten".

Immofinanz setzt auf IT-Branche

Von solchen hat die Immofinanz mehr als die Conwert, und auch dort hat man sich mittlerweile etwas einfallen lassen. Vor zwei Jahren ging man eine Kooperation mit "Clusterhaus" ein, einer europaweit aktiven Tech-Hub-Community. Das erste Clusterhaus eröffnete 2012 in Köln, dort sind mittlerweile mehr als 80 Start-ups eingemietet und 95 Prozent der Fläche (6.400m²) belegt. Es folgten weitere Häuser in Wien (1.200 m² im 5. Bezirk, 100 Prozent belegt), Bratislava (1.500 m², 80 Prozent) und Budapest (im Juni).

Mitte Juli wurde das fünfte Clusterhaus im tschechischen Brünn eröffnet. Es handelt sich um ein Objekt mit 1.000 m² Nutzfläche im Brno Business Park (BBP), zehn Minuten vom historischen Stadtzentrum entfernt. "Hier können sich heimische Start-ups auf zwei Stockwerken zu erschwinglichen und flexiblen Preisen einmieten", sagt Immofinanz-Vorstand Dietmar Reindl, der auf Vorstandsebene für das Projekt zuständig ist.

Neue Kundenschicht

Die Flächen – meist einzelne Stockwerke, mit Ausnahme von Köln, wo das "Clusterhaus" tatsächlich ein ganzes Haus ist – werden mit geringen Mitteln instandgesetzt. Warum man die IT-Branche ins Boot holte, erklärt Reindl folgendermaßen: "Wir hätten auch an kleine Baufirmen vermieten können. Aber wir wollten eine Kundenschicht, zu der wir bisher keinen Zugang hatten."

Bei jungen Start-ups als Mietern sei aber natürlich vieles anders als im "normalen" Vermietungsgeschäft. "Bei dieser Art von Mietern müssen die Mietverträge einfach und kurz sein, im besten Fall ein Zweiseiter." Auch deren Laufzeit sei an die Klientel angepasst, meist sind es nur sechs Monate, maximal ein Jahr. Danach könne man sehr gut sehen, ob das Geschäftsmodell funktioniert; ist das der Fall, dann ist oft höherer Flächenbedarf gegeben, und dann will man das Start-up natürlich "mit dem gelernten Vertrauen auch weiterhin begleiten", sprich: in ein anderes Immofinanz-Objekt übersiedeln.

An weitere Expansion ist gedacht. In Warschau sei man dran, "mittlerweile gehen uns aber die Städte aus", sagt Reindl. Schließlich müsse auch die Lage passen. Im "Central Business District" (CBD) wird man eher kein Clusterhaus finden, schließlich kommen diese Kunden "oft mit dem Rad zur Arbeit". (Martin Putschögl, DER STANDARD, 25.10.2014)