Reverend Shine und seine musizierenden Hausierer bringen Blues, Folk, Gospel und Country nach Wien und Kufstein.

Foto: Soap Box Records

Wien - Der Bandname weist schon den Weg in die Vergangenheit. In eine Zeit, in der fahrende Apotheker, hüstel, im Hinterwald den dort lebenden gottesfürchtigen Menschen Zeug verkauft haben, die in einer Apotheke eher im Giftschrank stünden oder am Abort, zwischen der Bleiche und der Kernseife.

Reverend Shine ist ein falscher Fuffz'ger, und was in dem von ihm angepriesenen Snake Oil wirklich drinnen ist, möchte man wahrscheinlich gar nicht wissen.

Doch die gute Nachricht ist diese: Der Reverend bringt auf seiner aktuellen Tour keine falsche Medizin in Umlauf, sondern richtige gute Musik. Eine wilde Mischung aus Blues, Country, Folk, Gospel und all den Bastarden, die diesen Stilen entspringen.

Am Mittwoch findet die Predigt im Wiener Fluc statt, am Donnerstag im Heiligen Land, in Kufstein in der dortigen Kulturfabrik.

Es ist eine Kunst mit zwei Heimaten. Die musikalische ist der US-amerikanische Süden des frühen 20. Jahrhunderts. Aus dieser grauen Vorzeit der Populärmusik bezieht der rumpelnde Vierer seine Inspiration.

Die Heimat der Protagonisten ist hingegen die alte Welt, das kühle Kopenhagen. Gut, zwei Bandmitglieder können auf US-amerikanische Pässe verweisen, stammen aber nicht aus den Sümpfen Alabamas, sondern aus den Häuserschluchten New Yorks. Doch bevor wir an den Ästen fremder Stammbäume sägen, sprechen wir lieber über die Musik des Reverends.

Dieser heißt bürgerlich Claudius Pratt und führt eine Kombo an, die sich mit rumpelnden Drums, Bass, Gitarre und diversen atmungsaktiven Instrumenten auf Zeitreise begibt, in Richtung Zeitlosigkeit. Schräg und wild.

Wien hat es doppelt gut. Noch bevor es die Segnungen des Reverend Shine erfährt, wird die artverwandte Band Rewolfinger den Weg zur Glückseligkeit ebnen. Praise the Lord! (Karl Fluch, DER STANDARD, 29.10.2014)