Parisa Ansari konnte in Teheran nicht weiterstudieren - und ging vor 15 Jahren nach Österreich.

Foto: Romer Labs / Foto Höfinger

Eigentlich wollte Parisa Ansari nur für das Studium ins Ausland gehen. Daraus wurde mehr: Im Dezember sind es 15 Jahre, dass die Iranerin in Österreich lebt. "Ich fühle mich wohl hier und möchte weiterhin bleiben" , sagt die Biotechnologin, die im Diagnostikunternehmen Romer Labs in Tulln an Schimmelpilzgiften forscht. Kürzlich wurde Ansari von der Initiative Femtech des Infrastrukturministeriums zur Expertin des Monats gewählt.

Ansari wurde 1973 in Teheran geboren. Sie kann sich noch gut erinnern an die Zeit vor der islamischen Revolution 1979. Danach änderte sich vieles: "Die Sanktionen, der Krieg zwischen Irak und Iran - all das hat mich geprägt", sagt Ansari. Aufgewachsen in einem "akademischen Umfeld" - die Mutter hatte Ernährungswissenschaften, der Vater Ingenieurswesen studiert - wurden sie und ihr jüngerer Bruder immer angehalten, zur Schule zu gehen, auch wenn Bombardements die Familie zwangen, die Stadt zu verlassen.

In Teheran begann Ansari ein Chemiestudium. Am Ende entschied sie sich, für den Master auf Biotechnologie umzusteigen. Bei der Aufnahmeprüfung an der islamisch orientierten Uni war jedoch nicht nur Können, sondern auch die richtige politische und religiöse Einstellung gefragt. Aufgrund Letzterer wurde sie nicht genommen, vermutet Ansari. Sie jobbte als Verlagslektorin, für ein Projekt des Landwirtschaftsministeriums und zuletzt als Qualitätkontrolleurin in einer Kaugummifabrik, bis sie keine andere Möglichkeit sah, als im Ausland zu studieren.

Eine Tante, die vor Jahrzehnten nach Österreich ausgewandert war, und eine Cousine, die bereits hier geboren war, brachten Ansari auf die Idee, nach Wien zu kommen. Mit der familiären Unterstützung konnte sie bürokratische Hürden überwinden und begann an der Universität für Bodenkultur Lebensmittel- und Biotechnologie zu studieren - von vorne. Ihr iranisches Bakkalaureat wurde damals nicht anerkannt.

Von 2007 bis 2013 arbeitete sie am Christian-Doppler-Labor für die Analytik allergener Lebensmittelkontaminanten, wo sie auch ihr Doktorat absolvierte. Vergangenes Jahr nutzte sie die Gelegenheit, in die Privatwirtschaft zu wechseln. "Ich wollte keine Uni-Karriere machen", sagt sie. Seither forscht sie bei Romer Labs.

Mykotoxine im Mittelpunkt

Ihre Forschungsobjekte sind Mykotoxine, die Gifte von Schimmelpilzen, die in der Landwirtschaft ein großes Problem darstellen. Laut der UN-Ernährungsbehörde FAO sind 25 Prozent der weltweiten Landwirtschaftsprodukte mit Mykotoxinen kontaminiert. Weshalb es in den meisten Ländern Richtlinien und Grenzwerte gibt. Ansari entwickelt die dazugehörigen Referenzmaterialien und Standards, damit Lebens- und Futtermittelproben verlässlich geprüft werden können. Daneben arbeitet sie an Methoden, um neue Schimmelpilze zu identifizieren und die Tests zu verbessern. Selbst versucht sie, sich bewusst zu ernähren, verzichtet aber auch nicht auf schimmelpilzanfällige Lebensmittel wie Pistazien.

In Österreich vermisst sie vor allem die persische Küche. Mittlerweile ist auch ihr Bruder nach Österreich gezogen, um Soziologie zu studieren. Als sie selbst zuletzt zu Besuch im Iran war, erfuhr sie von der Femtech-Auszeichnung. Das Video dazu konnte sie ihrer Verwandtschaft nicht zeigen: Youtube war gesperrt. (Karin Krichmayr, DER STANDARD, 29.10.2014)