"El Pepe", wie Uruguays Präsident von der Bevölkerung genannt wird, tat sich mit der hohen Politik anfangs schwer. Als frischgewählter Abgeordneter des linken Wahlbündnisses Frente Amplio ("Breite Front") wurde José Mujica 1994 von einem Sicherheitsbeamten gefragt, wie lange er seine Vespa auf dem für Parlamentarier reservierten Parkplatz stehen lassen wolle. "Wenn sie mich nicht rauswerfen, hoffentlich fünf Jahre", antwortete er damals.

Der Staatschef, der sich nach der Wahl am Sonntag aus der Politik verabschiedet, begann seine Karriere in den 60er-Jahren als Mitglied der Tupamaro-Guerilla, die gegen die uruguayische Militärdiktatur kämpfte.

Er war 15 Jahre lang eingesperrt, einen guten Teil davon nicht wegen konkreter Vorwürfe, sondern als Geisel. Die Militärs versuchten so, die Guerillabewegung unter Druck zu setzen: Wenn die Untergrundkämpfer wieder zu den Waffen gegriffen hätten, wären die Gefangenen hingerichtet worden.

Nach dem Ende der Diktatur gründeten die ehemaligen Tupamaro-Kämpfer das Movimiento de Participación Popular (Bewegung für die Beteiligung des Volkes), Mujica wurde Abgeordneter, dann Senator, 2005 schließlich Minister für Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei.

Im Herbst des Jahres 2009 schließlich gewann er mit knapper Mehrheit die Präsidentenwahl gegen den Konservativen Luis Alberto Lacalle. Der neue Präsident brachte mit seinen Reformen Uruguay in die Schlagzeilen der Weltpresse.

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Pepe Mujica nach der Stimmabgabe.
Foto: AP/Matilde Campodonico

Im Jahr 2012 wurde die Abtreibung legalisiert, was im streng katholischen Lateinamerika einen Tabubruch darstellte. 2013 machte Mujica Uruguay zum ersten Staat der Welt, der Marihuana vertreibt. Die Eheschließung zwischen Homosexuellen ist in der südamerikanischen Republik ebenfalls seit 2013 legal.

Mujica weigerte sich als Präsident, die ihm zustehende Villa zu beziehen, und blieb lieber in seinem einstöckigen Haus, hinter dem die Familie seit Jahrzehnten Blumen züchtet.

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"Pepe" Mujica mit Hündin Manuela vor seinem Haus.
Foto: AP/Matilde Campodonico

Auch die ihm eigentlich zustehende Präsidentenlimousine wollte er nicht: Als einzigen Besitz führte er in einer Erklärung bei seinem Amtsantritt einen VW Käfer, Baujahr 1987, Wert 1920 Dollar, an, den er auch heute noch fährt.

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Flotter Fahrstil: der Präsident (im blauen Fahrzeug) bei einem Käfer-Rennen in der Nähe der Hauptstadt Montevideo, Mai 2012.
Foto: REUTERS/Uruguayan Presidency

Seine Berater haben es bis heute nicht geschafft, ihn zum Tragen einer Krawatte zu überreden – wenn er hohen Staatsbesuch empfängt, legt er aber immerhin ein Sakko an. Er spendet 98 Prozent seines Gehalts für wohltätige Zwecke, was ihn zum ärmsten Staatsoberhaupt der Welt macht.

Im Mai dieses Jahres wurde Muijica im Weißen Haus empfangen. US-Präsident Barack Obama lobte vor dem Treffen seine "außerordentliche Glaubwürdigkeit in Bezug auf Menschenrechte und Demokratie" und bezeichnete ihn als "Anführer der ganzen westlichen Hemisphäre".

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José Pepe Mujica in Washington
Foto: AP

Die uruguayische Verfassung verbietet, dass ein amtierender Präsident wiedergewählt wird. Deshalb trat diesmal Mujicas Vorgänger, der Lungenarzt Tabaré Vázquez, bei der Stichwahl am 30. November gegen den Mitte-rechts-Kandidaten Luis Alberto Lacalle an und konnte die Wahl für sich entscheiden. Dass der heute 79-jährige Mujica bei der Präsidentenwahl 2019 erneut kandidieren könnte, gilt als unwahrscheinlich. (Bert Eder, derStandard.at, 1.12.2014)