Frankfurt/Frankfurt am Main - Die Deutsche Bank organisiert ihren Vorstand neu. Die Machtzentrale des deutschen Branchenprimus wird um zwei neu geschaffene Posten auf neun Mitglieder aufgestockt, die Aufgaben neu verteilt, wie die Bank in der Nacht zum Mittwoch nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte.

Es ist der erste Vorstandsumbau, nachdem die Doppelspitze aus Anshu Jain und Jürgen Fitschen 2012 Josef Ackermann abgelöst hatte. Der einzige Neuzugang ist der Investmentbanker Marcus Schenck, der vom großen Rivalen Goldman Sachs kommt. Der 48-Jährige, von 2006 bis 2013 Finanzchef beim Energieriesen E.ON, löst Stefan Krause als Finanzvorstand ab, allerdings erst nach der Hauptversammlung im Mai 2015. Bis dahin soll er sich als Generalbevollmächtigter einarbeiten.

Krause bleibt

Der seit 2008 amtierende Krause (51) bleibt im Vorstand und soll sich von November anstelle von Henry Ritchotte um die Umsetzung der Strategie und die langfristige Entwicklung der Bank kümmern. Krause war 2008 von BMW zur Deutschen Bank gekommen und Insidern zufolge innerhalb des Geldhauses zuletzt in die Kritik geraten. So hatte die Notenbank von New York der Bank Schlampereien bei der Bilanzierung der US-Tochter vorgeworfen. "Meine Aufgabe ist nicht nur reine Bilanztechnik - ein Finanzvorstand muss strategisch denken", sagte Krause der "Süddeutschen Zeitung" zu seiner neuen Aufgabe.

Ritchotte bleibt unter anderem für die IT und die operativen Abläufe zuständig und soll die Deutsche Bank fit für die Zukunft machen, in der weltumspannende Internet- und Technologie-Riesen wie Apple und Google die klassischen Banken in ihrem Kerngeschäft angreifen.

Eigenes Vorstandsressort für Recht

Angesichts zahlloser Rechtsstreitigkeiten und anderen Altlasten aus der Zeit der Finanzkrise installiert die Deutsche Bank ein eigenes Vorstandsressort für Recht. Christian Sewing (44), der zum 1. Jänner in den Vorstand aufsteigt, leitet seit Juni 2013 die Konzernrevision, vorher hatte er als Portfolio-Manager in London gearbeitet. Er ist ein echtes Eigengewächs der Bank: Sewing hatte 1989 bei der Deutschen Bank in Bielefeld eine Lehre als Bankkaufmann begonnen und das Institut seither nicht mehr verlassen. "Wir passen die Verantwortlichkeiten unserer Vorstandsmitglieder den strategischen Prioritäten der Bank stärker an", erklärten Fitschen und Jain den Umbau. Sewing und Schenck bekommen zunächst Dreijahres-Verträge.

Für Recht war bisher Stephan Leithner zuständig, der das größte und vielfältigste Portfolio im Vorstand hat. Der 48-Jährige bleibt als Europa-Chef auch für die Beziehungen zu den Regulierern und den Regierungen verantwortlich sowie für die internen Verhaltensregeln und das Personal. Aufsichtsratschef Paul Achleitner erklärte, die Neu-Sortierung solle "die Leistungsfähigkeit des Vorstands deutlich stärken (...) und es ihm ermöglichen, sich auf strategische Herausforderungen zu konzentrieren".

Manager mit Erfahrung in der Realwirtschaft wie Schenck haben bei der Deutschen Bank Tradition in der Position des Finanzvorstands. Einer von Krauses Vorgängern, Clemens Börsig, war zuvor Finanzchef bei RWE. Doch Schenck ist einer von wenigen, die die Rolle rückwärts in die Finanzbranche vollzogen haben. Schon vor seiner Zeit bei E.ON hatte er für Goldman Sachs gearbeitet. "Die Anforderungen an Banker und Vorstände sind oft ähnlich", sagte Schenck vor einigen Monaten der Nachrichtenagentur Reuters. "Sie müssen gut mit Zahlen umgehen können, sich schnell in Themen einarbeiten und dann Entscheidungen treffen." (APA/Reuters, 29.10.2014)