Die Polizei trennt Burschenschafter und Demonstranten.

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Die Burschenschafter kommen und gehen über einen Hintereingang.

Foto: apa/Neubauer

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Der Siegfriedskopf im Innenhof der Uni Wien ist Treffpunkt der Burschenschafter.

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Zwei junge Männer, der eine im grauen Anzug, der andere im Trachtenjanker, stehen am Rand des Innenhofs der Universität Wien. "Ihr seid hier falsch, eure Kollegen sind da drüben", schreit eine Studentin und lacht. Tatsächlich haben sich auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofs rund 30 Burschenschafter mit "Deckel" und Couleurband zusammengefunden. Auch die beiden Männer ziehen nun ihre Kappen und Bänder aus den mitgebrachten Plastiksackerln und mischen sich unter die restlichen Burschenschafter.

An diesem Tag treffen sich, wie schon seit Jahren an fast jedem Mittwoch, pünktlich um 12 Uhr die Burschenschafter an der Universität Wien. Meist marschieren sie zur Uni-Rampe am Haupteingang und stellen sich dort auf, manchmal gehen sie zum Siegfriedskopf (siehe Wissen unten) im Innenhof. Heute kommen sie über den Hintereingang: Da die ÖH der Universität Wien an der Rampe eine Demonstration angemeldet hat, bliebt ihnen der Vordereingang verwehrt. Die ÖH will diesen Brauch der Burschenschafter verbieten lassen. In einem aktuellen Beschluss fordert sie die Universität auf, das Couleurtragen auf ihrem Gelände zu verbieten und sich vom "Burschibummel" zu distanzieren.

Burschenschafter Gerd erklärt im Video, warum er am Mittwoch zum Bummel an die Universität Wien kommt.
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Der Rektor der Universität Wien, Heinz Engl, will dem Wunsch nach einem Couleurverbot allerdings nicht nachkommen. "Für eine solche Vorgangsweise gäbe es keine rechtliche Basis. Die Universität Wien will und kann ihren Studierenden keine Bekleidungsvorschriften machen, solange sie sich im Rahmen der Gesetze bewegen", sagt er in einer Stellungnahme zu derStandard.at.

Verbot rechtlich nicht möglich

Auch Verfassungsrechtler Bernd-Christian Funk hält ein Verbot in der Hausordnung der Universität Wien für nicht zulässig. "Es gibt keinen sachlich zureichenden Grund, die Burschenschafter tragen keine verbotenen Abzeichen", sagt er zu derStandard.at. Durch ihre Treffen würden sie auch das Zusammenleben an Uni nicht stören, auch wenn manche Studenten daran Anstoß nähmen. "Die Universität hat einen öffentlichen Status und unterliegt einem Diskriminierungsverbot und einem Gleichbehandlungsgebot."

"Ihr seid so lächerlich"

Die Uni erwartet sich nun laut Rektor Engl, dass alle Beteiligten "Kontroversen im akademischen Diskurs austragen und sich auf akademischem Boden so verhalten, dass es zu keiner Eskalation kommt". An diesem Mittwoch wird allerdings kaum akademisch diskutiert. Neben der Traube der Burschenschafter haben sich auch Gegendemonstranten versammelt. Dazwischen steht eine Kette von Polizisten, die Zusammenstöße verhindern soll.

"Ihr seid so lächerlich", skandieren die Demonstranten. "Rassistisch, sexistisch, ekelhaft, das ist die deutsche Burschenschaft", singen sie. Sie rufen zu Antifaschismus auf, während sich die Burschenschafter für ein Gruppenfoto zusammenstellen. Nach fünfzehn Minuten ist der Spuk vorbei. Die Polizei sichert einen Weg über den Hinterausgang der Uni und begleitet die Burschenschafter nach draußen.

Präsenz zeigen

Gerd von der "Akademischen Landsmannschaft Kärnten zu Wien" ist einer von ihnen. Seinen Nachnamen will er nicht nennen. Er erklärt seine Teilnahme so: "Es ist eine alte Tradition, dass man sich trifft, um Präsenz zu zeigen, um auf der Uni zu sagen, es gibt unsere Studentenverbindungen, und um eventuell neue Mitglieder anzuwerben." Den Wunsch nach einem Verbot hält er für "Wahnsinn": "Es wäre das Gleiche, wenn ich jemandem Dreadlocks auf der Uni verbieten würde. Das wäre genauso ein Schwachsinn."

Kein Raum an der Uni

Die ÖH an der Uni Wien sieht das anders. Sie wolle nicht nur Deckel und Band verbieten, sondern die Burschenschafter ganz von der Uni-Rampe wegbekommen, sagt Cathy Schneider (Gras), eine der Vorsitzenden. "Rechtsextremes Gedankengut sollte auf der Uni keinen Platz haben", sagt sie. Die Uni gebe den Burschenschaftern so einen Raum, um ihr Gedankengut zu verbreiten.

Ob und in welcher Form die Forderung der ÖH nach einer Distanzierung vom Burschenschaftertreffen am Mittwoch aufgenommen wird, wollte man an der Uni noch nicht sagen. "Bisher haben wir von dem Beschluss der ÖH nur aus den Medien erfahren." Beim nächsten Treffen mit den Vorsitzenden werde dieses Thema besprochen. (Lisa Kogelnik, derStandard.at, 29.10.2014)