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Ein Abwassersee nahe der Teersandproduktion von Syncrude in der Nähe von Fort McMurray in Alberta. Bei der Teersandproduktion fallen täglich rund 500 Millionen Liter Giftbrühe an, die in künstlich angelegte und ungesicherte Seen abgeleitet wird.

Foto: Reuters / Todd Korol

In Kanada herrscht Freude. Der Wind gegen die Förderung der Ölsande hat sich in der Europäischen Union (EU) gedreht: Die EU-Kommission will nun doch nicht das Öl aus den Teersanden im Norden der kanadischen Provinz Alberta als besonders schmutziges Produkt bestrafen. Ursprünglich hatte die EU-Kommission die europäischen Importeure in einer neuen Treibstoffregelung für die größere negative Klimawirkung von Teersandöl haftbar machen wollen. Das wäre ein riesiges Hindernis für solche Einfuhren aus Kanada gewesen.

Die kanadische Regierung hatte in den vergangenen fünf Jahren in Brüssel gegen diese Diskriminierung der Ölsande heftig lobbyiert. Jetzt ist die EU-Kommission zurückgerudert: In der "Treibstoffqualitätsrichtlinie", die die Kommission am 7. Oktober verabschiedet hat, wird das Öl aus den Teersanden wie alle anderen Mineralöle behandelt. Noch wird diese neue Entwicklung von den Kanadiern aber nicht voll als Triumph ausgekostet; EU-Parlament und Europäischer Rat müssen die Richtlinie noch genehmigen.

Sanktionen gefordert

Europäische Umweltorganisationen hatten postuliert, dass bei der Produktion in den Ölsanden rund 25 Prozent mehr Treibhausgase als bei herkömmlichem Erdöl entstünden und dass es deswegen Sanktionen geben müsse. Die Förderung in den Teersanden verbrauche auch mehr Wasser und Energie als die normale Erdölproduktion. Aber laut (Noch-)EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard konnte sich der ursprüngliche Vorschlag "aufgrund des Widerstands einiger Mitgliedstaaten nicht durchsetzen".

Die kanadischen Medien sehen die Spannungen zwischen der EU und Russland und die damit verbundene Unsicherheit um die russischen Energieexporte als Ursache für den Richtungswechsel. "Kanadas Ölsande sind eine begehrte Option geworden", schrieb die Zeitung National Post. Einigen EU-Mitgliedländern war zudem ein Handelsabkommen mit Kanada sehr wichtig.

Erste Lieferungen nach Europa

Seit Jahren preist sich Kanada als verlässlicher und verantwortungsbewusster Energieproduzent mit politisch stabilen Verhältnissen. Noch wird sehr wenig Rohöl aus den Teersanden nach Europa exportiert. Der kanadische Energiekonzern Suncor Energy verschiffte vor kurzem seine erste Ladung verdünntes Bitumen nach Europa vom Hafen der kanadischen Stadt Montreal aus. Von der US-Golfküste sandte die spanische Firma Repsol einen Tanker mit Teersandöl zu ihrer Raffinerie in Bilbao.

Rohöl aus den kanadischen Teersanden wird auch von Europäern wie den britisch-holländischen Ölsandpartnern BP Royal Dutch Shell oder der französischen Total SA gefördert. (Bernadette Calonego, DER STANDARD, 30.10.2014)