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"Schreinermeister" Eders Erlebnisse mit seinem Pumuckl in der Tischlerwerkstatt faszinierten Generationen von Kindern. Heute suchen Tischlermeister verzweifelt nach Lehrlingen.

Foto: ap Photo/Bayrischer Rundfunk

Wien – Immer weniger Jugendliche wollen eine Lehre absolvieren. Auch die demografische Entwicklung trägt dazu bei, dass es immer weniger Lehrstellensuchende gibt. Vor allem in den traditionellen Handwerksberufen wird österreichweit nach Nachwuchs gesucht. derStandard.at hat einen Blick nach Tirol geworfen.

Knapp tausend Einwohner zählt die Gemeinde Schönberg im Stubaital. Nahversorgungsprobleme gibt es dort – so wie in vielen anderen Tiroler Tälern – keine. Man findet alles, was man in einem Dorf so braucht. Einen Fleischer, einen Greißler, einen Bäcker und immerhin drei Tischlereien gibt es in Schönberg. Doch das traditionelle Handwerk hat es schwer, Nachwuchs zu finden, erzählt der Tischler und Innungsmeister Georg Steixner.

"Verzweifelte Suche" nach Lehrlingen

Der Tiroler ist seit 1976 selbstständiger Tischler. Dass das Handwerk Nachwuchssorgen hat, beobachtet er schon seit längerem. Auffallen würde es aber erst jetzt so richtig. Denn auch die Zahl der Lehrstellensuchenden geht zurück, gutqualifizierte Lehrstellenbewerber bleiben oft aus. "Für viele Gewerbetreibende ist es sehr, sehr schwierig, Lehrlinge zu finden", sagt Steixner im Gespräch mit derStandard.at.

Viele hielten "verzweifelt" nach Lehrlingen Ausschau und hätten auch Angst um den Fortbestand ihres Unternehmens, erklärt Steixner. "Wir versuchen in den einzelnen umliegenden Hauptschulen bereits in der zweiten und dritten Klasse Werbung für den Tischlerberuf zu machen." Tirol sei hier aber hier kein Sonderfall, ein Rückgang der Lehrstellensuchenden sei in allen Bundesländern zu beobachten, sagt der Tischler.

Trend zum Besuch weiterführender Schulen

Der Mangel an Lehrlingen betreffe aber auch andere Sparten des traditionellen Handwerks, sagt Steixner. Einen Grund für das mangelnde Interesse der Jugendlichen am Erlernen eines Handwerksberuf ist, dass die Matura und der Abschluss einer höher bildenden Schule im Vordergrund stehen. "Die Neigung, länger in die Schule zu gehen, nimmt immer mehr zu." Eltern würden zu wenig auf die Interessen ihrer Kinder eingehen und sie dazu drängen, möglichst lange die Schulbank zu drücken, sagt Steixner. Vor allem in den Ballungsräumen sei das spürbar, da es dort ein großes Angebot an höherbildenden Schulen gebe. Dort werde "händeringend" nach Nachwuchs gesucht. In den Tälern sei das noch etwas besser, sagt Steixner.

Mangel an qualifiziertem Nachwuchs

Er selbst sucht seit drei Jahren einen Lehrling – bis jetzt aber ohne Erfolg. Interessenten habe es zwar gegeben, sie seien aber am Anforderungsprofil gescheitert, erzählt Steixner. "Bei vielen mangelt es am Lesen, Schreiben und Rechnen. Aber auch wir Tischler brauchen gutqualifizierte Leute."

Die Pisa-Studie zeige, wo die Schwierigkeiten liegen. Man müsse hier vor allem in Kindergarten und Volksschule ansetzen, um zu garantieren, dass die Jugendlichen beim Abschluss der Pflichtschule keine Probleme in den zentralen Kompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen haben. Denn diese Grundfertigkeiten sind für den Lehrberuf des Tischlers unerlässlich, betont Steixner. Auch der Geschäftsführer der Landesinnung der Tischler für Tirol, Wolfgang Kendler, ortet ein "teilweise schlechtes Bildungsniveau der Pflichtschulabgänger". Diese seien sehr oft für den Tischlerberuf nicht geeignet.

Handwerkliches Talent und die "Liebe zum Holz"

Wer den Lehrberuf des Tischlers erlernen möchte, sollte neben den genannten grundlegenden Kompetenzen vor allem handwerkliches Talent, Geschicklichkeit und die Liebe zum Holz mitbringen, sagt Steixner.

Der Tischlerberuf bietet viele interessante Facetten. Neben der Planung und dem Entwurf von Werkstücken werden Holzsorten und Werkstoffe beurteilt, ausgewählt und natürlich verarbeitet. Tischler arbeiten mit verschiedenen manuellen, aber auch elektrischen Werkzeugen und bedienen im industriellen Bereich auch computergestützte Holzbearbeitungsmaschinen. Die Entwicklungsmöglichkeiten im Beruf des Tischlers sind vielfältig. Immer besser werde etwa der vierjährige Lehrberuf des Tischlereitechnikers angenommen, sagt Kendler. Und auch Steixner betont, dass die Zukunftschancen für Tischler heute "jedenfalls größer denn je sind". (Elisabeth Kleinlercher, derStandard.at, 2.11.2014)