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Peschmerga-Kämpfer auf dem Weg nach Kobane am Mittwoch.

Foto: EPA/STR

Kobane - Die ersten Peschmerga aus dem Nordirak sind zur Verstärkung im nordsyrischen Kobane eingetroffen. Zehn Kämpfer kamen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag in der belagerten Stadt an. Die Peschmerga haben schwere Waffen dabei und sollen helfen, die Kobane gegen Angreifer der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) zu verteidigen.

Die IS-Extremisten scheiterten zuvor mit dem Versuch, den Grenzübergang zur Türkei zu erobern und so den Peschmerga den Weg abzuschneiden. IS-Kämpfer haben die Stadt bereits vom Osten, Süden und Westen her eingekesselt. Nur noch eine Nordpassage in Richtung türkischer Grenze ist frei.

Idriss Nassan, ein Sprecher der kurdischen Verteidiger Kobanes, sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), die zehn Peschmerga-Kämpfer würden an Ort und Stelle logistische Vorbereitungen für die Ankunft der restlichen Einheit treffen.

Langes Warten

Seit Tagen hatten die kurdischen Verteidiger in Kobane auf die Ankunft der Verstärkung gehofft. Die Türkei hatte in den vergangenen Wochen die Erlaubnis gegeben, dass die Kämpfer aus dem Nordirak über ihre Staatsgebiet nach Kobane verlegt werden dürfen. Eine Gruppe von 80 Peschmerga landete am Mittwoch auf dem türkischen Flughafen Sanliurfa. Weitere 70 Kämpfer aus dem Nordirak sowie die schweren Waffen werden über den Landweg nach Kobane gebracht.

Am Mittwoch trafen zudem Kämpfer der gemäßigten Freien Syrischen Armee (FSA) in Kobane ein. Die Oppositionsmiliz kämpft im syrischen Bürgerkrieg sowohl gegen den IS als auch gegen das Regime. Ein Kurden-Sprecher sagte der dpa, 50 bis 70 FSA-Kämpfer seien in Kobane angekommen. Arabische und kurdische Medien berichteten unter Berufung auf einen FSA-Kommandanten von insgesamt 200 Mann Verstärkung.

Ein Erkundungsteam der deutschen Regierung bricht unterdessen am Donnerstag in den Nordirak auf, um die Beteiligung der deutschen Bundeswehr an einer militärischen Ausbildungsmission zu prüfen. Zu dem Team gehören drei Vertreter des Verteidigungsministeriums und einer des Auswärtigen Amts. Deutschland erwägt die Ausbildung von Streitkräften in der nordirakischen Stadt Erbil. Damit will die deutsche Regierung den Kampf gegen die IS-Terrormiliz unterstützen.

Die kurdische Regionalregierung im Irak hatte erklärt, die Peschmerga sollten in Kobane nicht an vorderster Front kämpfen, sondern vor allem Artillerie-Unterstützung leisten. Die Kämpfer des "Islamischen Staates" hatten die Stadt mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen angegriffen. Sie drohten mit einem Massaker an den Kurden in Kobane, wenn sie die Stadt einnähmen.

Luftangriffe der US-Luftwaffe

Die Verteidiger von Kobane bekommen nicht nur am Boden Verstärkung, sondern werden weiterhin auch aus der Luft unterstützt. US-Kampfflugzeuge flogen am Dienstag und Mittwoch acht neue Luftangriffe auf Jihadisten nahe der Grenzstadt, wie das US-Truppenkommando mitteilte. Dabei seien sechs Fahrzeuge, mehrere Kampfstellungen und ein Gebäude der IS-Miliz angegriffen worden.

Im Irak bombardierten Kampfjets und Drohnen demnach sechs weitere Ziele im nördlich gelegenen Sinjar sowie in Falluja westlich von Bagdad.

Die IS-Kämpfer versuchen seit Wochen, Kobane vollständig einzunehmen. Die Grenzstadt im Norden Syriens wurde zu einem Symbol im Kampf gegen die IS, die weite Teile Syriens und des Irak unter ihre Kontrolle brachte und dort Gräueltaten an der Zivilbevölkerung begeht.

Massengrab im Westen entdeckt

Im Westen des Iraks soll die IS indes mehr als 200 Mitglieder eines sunnitischen Stammes getötet haben. Die irakische Nachrichtenseite "Al-Sumaria" berichtete am Donnerstag unter Berufung auf einen Stammesscheich von einem Massengrab mit 150 Leichen. Es sei in einem Flusstal nordwestlich der Stadt Ramadi in der Provinz Al-Anbar entdeckt worden.

Das Portal "Al-Mada" meldete zudem, die Extremisten hätten in der nahegelegenen Stadt Hit (Hiet) 30 Kämpfer desselben Stammes zusammengetrieben und erschossen. Anrainer und Angehörige seien zum Zuschauen gezwungen worden. (APA, red, 30.10.2014)