Mexiko-Stadt - Nach dem weiterhin ungeklärten Verschwinden dutzender Studenten in Mexiko hat sich Präsident Enrique Pena Nieto erstmals mit deren Angehörigen getroffen. Die Eltern der 43 männlichen Studenten wurden am Mittwoch in der Residenz des Staatschefs in Mexiko-Stadt empfangen. "Ich bin empört über den Vorfall und verstehe die Ungeduld der Familien", sagte der Präsident nach dem rund fünfstündigen Treffen. Die Regierung werde die Suche nach den jungen Leuten verstärken.

Die Angehörigen übergaben dem Präsidenten einen Forderungskatalog. Er habe sich mit diesen auf mehrere Punkte verständigt, sagte Pena Nieto. Künftig werde täglich über die Ermittlungsfortschritte informiert. Außerdem richte die Regierung eine Sonderkommission aus Vertretern der Generalstaatsanwaltschaft, des Innenministeriums und Familienmitgliedern der Vermissten ein. "Das Verbrechen wird nicht ungesühnt bleiben", sagte der Staatschef.

Suche verstärkt

Inzwischen suchen Polizeieinheiten auch in Flüssen des Bundesstaats Guerrero nach den Vermissten. Mit Booten und Tauchern bemühten sich die Suchteams nahe der Stadt Iguala darum, neue Hinweise auf den Verbleib der Studenten und womöglich deren Leichen zu finden. Insgesamt 2.000 Aufklärungskräfte haben das Gebiet seit dem Verschwinden der Studenten am 26. September bisher ohne Erfolg durchkämmt.

Mehr als 50 Verdächtige wurden in dem Fall festgenommen, darunter etwa 40 Polizisten. Vier Festgenommene hätten zugegeben, an der "Entführung und dem Schicksal dieser Gruppe beteiligt" gewesen zu sein, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft am Montag. Demnach waren zwei Mitglieder der Drogenbande Guerreros Unidos direkt für die Verschleppung verantwortlich, die beiden anderen sollen als Wachen für das Kartell fungiert haben.

Bürgermeister womöglich involviert

Die Studentengruppe war Ende September bei der Rückkehr von einer Spendensammelaktion in Iguala von Polizisten und Mitgliedern der Guerreros Unidos angegriffen worden. Die Behörden vermuten, dass Igualas Bürgermeister José Luis Abarca das Vorgehen gegen die Studenten anordnete, um zu verhindern, dass sie am nächsten Tag eine Rede seiner Frau mit Protesten stören. Das mittlerweile untergetauchte Bürgermeisterpaar, das Verbindungen zur Drogenmafia unterhalten soll, gilt inzwischen als Drahtzieher des Verbrechens.

In Mexiko, wo die Gewalt der Drogenbanden seit Jahren zunimmt, hat der Fall eine Welle der Empörung und teils gewaltsame Proteste ausgelöst. Am vergangenen Donnerstag trat Guerreros Gouverneur Ángel Aguirre zurück. (APA, 30.10.2014)