Project Ara startete diesmal ohne Einfrieren beim Aufbau des Startbildschirms.

Foto: Phonebloks
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Im Juni hatte das von Google betriebene Project Ara zur Entwicklung eines modularen Smartphones seinen letzten großen Auftritt. Im Rahmen der Google-I/O-Entwicklerkonferenz im vergangenen Juni führte man einen Prototypen vor und wollte ihn für die anwesenden Besucher einschalten. Doch das Experiment verlief nicht ganz nach Wunsch. Während der Initialisierung des Startbildschirms fror das System des Geräts ein.

Die Zeit drängt

Seitdem sind wieder ein paar Monate ins Land gezogen, in denen vor allem hinter den Kulissen weiter an Ara gewerkt wurde. Die Ziele hat man sich hoch gesteckt. Schon 2015 soll die Plattform quasi fertig sein, denn in Googles Advanced-Technology-and-Projects-Abteilung bekommt man nur zwei Jahre, um eine scheinbar unmögliche Idee in die Tat umzusetzen. Nun lud man "Wired"-Redakteur Mat Honan ein, um den Status quo des Projektes zu begutachten.

Modulkonzept

Entlang eines sogenannten "Busses" sollen künftige Nutzer von Ara-basierten Smartphones die Möglichkeit haben, die Komponenten ihres Smartphones auszutauschen. So ließe sich bei Bedarf etwa eine bessere Kamera aufstecken oder etwa ein Blutzucker-Monitor als mobiler Helfer für Diabetiker.

Das Abnehmen und Einsetzen der einzelnen Module soll dabei während des laufenden Betriebs möglich sein – abgesehen natürlich von Display und Prozessoreinheit. Entsprechende Vorkehrungen soll Google im kommenden Android 5.0 "Lollipop" bereits getroffen haben. Gleichzeitig werde der Zugang für Hardwarehersteller einfacher, die nun nicht mehr alles produzieren, sondern sich auf ihre Spezialgebiete konzentrieren könnten.

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Viele Hersteller

Der Leiter des Ara-Programms heißt Paul Eremenko und kommt ursprünglich aus der Weltraumtechnik. Er arbeitete vormals beim DARPA als Chef des Büros für taktische Technologien,

Google wird in Zukunft nur das "Endoskelett" der Ara-Phones in mehreren Größen bereitstellen, an das sich Module anheften lassen. Die anderen Komponenten kommen von einer Reihe verschiedener Hardwarehersteller, die diese Teile umsetzen, ohne direkt die Kompatibilität zu den Modulen der anderen Firmen testen zu können. Dafür, dass trotzdem alles aufgeht, soll das Module Development Kit sorgen, das alle Entwickler mit den gleichen Standards und Befehlen arbeiten lässt.

Zweite Entwicklerkonferenz

Anfang des kommenden Jahres veranstaltet Google eine zweite Entwicklerkonferenz zu Ara. Abgehalten wird diese zwar am Firmensitz in Mountain View, beiwohnen kann man allerdings auch über Google-Büros in verschiedenen Ländern. Für europäische Interessenten dienen die Offices in London als "Satellite Location". Mit der zweiten Konferenz soll auch ein zweiter Prototyp folgen, der bereits mit eigens angefertigten Chips läuft anstelle von Modulen, die ein konventionelles System emulieren.

Project Ara lebt

Hüter des aktuellen Prototyps ist Seth Newburg. Auch er hat die Boot-Panne von der Google I/O nicht vergessen. Ohne viel Aufhebens schließt er das Modul-Smartphone an den Strom an und drückt einen Knopf. Kurz darauf geht der Bildschirm an, etwas später sieht man den bekannten Android-Startbildschirm. Zum Test spielt er ein Video auf dem Gerät ab.

Erstaunlicher Moment

Dann ruft er eine App auf, mit der sich die Elektro-Permanent-Magnete steuern lassen, über welche die Module an ihrem Platz gehalten werden. Diese zeigt eine Art Skizze des Gerätes. Dort berührt Newburg den Umriss des Pulsoxymeter-Moduls, ein LED-Sensor mit dem sich die Sauerstoffsättigung des Blutes und die Herzfrequenz ermitteln lassen.

Schließlich zieht er das Modul aus dem Gerät, und die App dunkelt das Modul ab. Er gibt es Honan in die Hand und steckt ein anderes ein. Das Smartphone läuft währenddessen die ganze Zeit weiter. "Ich drehe das kleine Licht in meiner Hand", beschreibt Honan die Szene, "und verspüre das erste Mal wirklich große Ehrfurcht." (gpi, derStandard.at, 3.11.2014)