Auch in Österreich erhalten mehr Männer als Frauen eine Dialysebehandlung.

Foto: Robert Newald

Bei chronischem Nierenversagen hilft oft nur eine regelmäßge Hämodialyse (Blutwäsche) oder eine Nierentransplantation, um die Betroffenen am Leben zu erhalten. Frauen erhalten bei chronischem Nierenversagen viel seltener Dialysebehandlungen als Männer. Dabei leiden Frauen häufiger als Männer an Nierenerkrankungen. Eine Publikation der MedUni Wien und Arbor Research Collaborative for Health, USA, zeigt diesen Unterschied anhand internationaler Patientendaten auf.

Deutlicher Unterschied

In der Dialysis Outcomes and Practice Patterns Study (DOPPS) werden seit 1996 internationale Patientendaten gesammelt und wissenschaftlich ausgewertet. Diese Daten (es sind über 206.000 Patienten und Patientinnen enthalten) wurden auf Geschlechterunterschiede hin untersucht.

Dabei zeigte sich, dass in allen zwölf in der Auswertung involvierten Ländern (Australien, Belgien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Spanien, Schweden, Großbritannien, USA) mehr Männer mittels Dialyse behandelt wurden. Im Schnitt lag die prozentuelle Verteilung bei 59 (Männer) zu 41 Prozent (Frauen), wobei es zwischen den Ländern noch zusätzliche Ungleichheiten gab.

"Der Geschlechterunterschied zieht sich durch alle Altersgruppen", erklärt Erstautor Manfred Hecking, "desweiteren beginnen auch deutlich mehr Männer als Frauen mit der Dialysebehandlung. Dies ist besonders bemerkenswert, weil Frauen, entgegen weitläufiger Annahmen, öfter an chronischer Nierenerkrankung leiden als Männer."

Österreich ist an DOPPS nicht beteiligt, aber hier berichten die Nephrologen Marcus Säemann und Gere Sunder-Plassmann nach Einblicken in das österreichische Dialyseregister ebenfalls von klaren Geschlechterunterschieden: "In Österreich liegt der aktuelle Anteil der Dialysepatientinnen mit 37 Prozent sogar unter dem internationalen Durchschnitt."

Mehrere Ursachen

Für diese Unterschiede kann es mehrere Ursachen geben, heißt es von der Studiengruppe. "Es sind aber wohl weniger biologische, als sozio-ökonomische Gründe, die für diese Diskrepanz sorgen", erklärt die Gender-Expertin Alexandra Kautzky-Willer von der MedUni Wien.

In den einzelnen Ländern mögen unterschiedliche Zugangsmodalitäten sowie soziale Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern diesen Unterschied noch vergrößern (beispielsweise in Australien, in der Gruppe der Über-75-Jährigen) oder verringern (so z.B. in der gleichen Altersgruppe in den USA und in Kanada).

Diese doch sehr deutliche Varianz zwischen den Ländern würde zumindest für nicht-biologische Gründe sprechen. Weiterführende Studien, wie eine bereits geplante, standardisierte Anfrage an Nieren-Ambulanzen, sollen die Gründe für diese nun erstmals umfassend erkannten Geschlechtsunterschiede international beleuchten. (red, derStandard.at, 30.10.2014)