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Um sterben zu dürfen, zog Brittany Maynard sogar nach Portland um.

Foto: AP Photo/Maynard Family

Wenn Brittany Maynard ihre Ankündigung wahr macht, werden die nächsten Tage ihre letzten sein. Ursprünglich wollte die 29-Jährige am 1. November ihrem Leben ein Ende setzen, nun deutet sie in einem Video an, ihren Tod aufschieben zu wollen. An ihrer Absicht lässt sie aber seit längerem keine Zweifel. "Ich will nicht sterben, aber ich sterbe. Und ich möchte nach meinen eigenen Bedingungen sterben", schrieb sie Anfang Oktober auf ihrer Website.

Maynard leidet an einem aggressiven und unheilbaren Gehirntumor. Nach einer erfolglosen Operation und Gesprächen mit Ärzten und ihrer Familie habe sie sich im Sommer zu diesem Schritt entschieden – und diese Entscheidung öffentlich begründet.

Seither ist die Debatte um aktive Sterbehilfe in den USA wieder aufgebrandet. Maynard fungiert als Botschafterin für die Pro-Sterbehilfe-Organisation "Compassion and Choices", und selbst in den letzten Tagen vor ihrem möglichen Tod fordert sie in Fernsehshows und Blogs das Recht auf einen selbstbestimmten Tod für alle Amerikaner. Gegner der Sterbehilfe werfen ihr vor, sie sei selbstmordgefährdet und lasse sich vor den Karren der Befürworter spannen.

"Ich habe mir diesen Weg nicht ausgesucht"

Aufgeschwemmt von den Medikamenten und unter Tränen beschreibt die junge Frau ihre Schmerzen, ihre Ängste und den Wunsch, mit ihrem Mann eine Familie zu gründen. "Wenn jemand eine Wunderpille für mich hätte, die mich gesund macht, ich nehme sie sofort", sagt Maynard im Interview. "Ich habe mir diesen Weg nicht ausgesucht."

Im Jänner dieses Jahres erfuhr sie von dem Tumor, im April stand fest, dass sie nur noch eine sehr beschränkte Zeit leben würde. Sie habe über ein Lebensende im Hospiz nachgedacht und sich über Palliativmedizin informiert, schreibt sie auf ihrer Website. Doch die Angst vor einer Morphin-Resistenz und dem schleichenden Verlust körperlicher Fähigkeiten habe überwogen. "Ich wollte diesen Albtraum weder für mich noch für meine Familie."

Wollte nationale Debatte anstoßen

In den USA ist aktive Sterbehilfe erlaubt, allerdings nur in den Bundesstaaten Oregon, Washington, Montana, Vermont und New Mexico. Maynard zog mit ihrer Familie von San Francisco in Kalifornien extra weiter in den Norden nach Portland, Oregon. Ein Schritt, der auch viel Geld gekostet hat: "Mein Mann konnte sich von der Arbeit freistellen lassen. Aber die Mehrheit der Familien hat diese Möglichkeit nicht." Sie wolle daher die Aufmerksamkeit nutzen, um eine nationale Debatte über Sterbehilfe anzustoßen.

Der "Death with Dignity Act" regelt in den fünf Bundesstaaten ähnlich wie in der Schweiz, dass ein Arzt ein tödliches Medikament verschreiben darf, das der Patient selbst einnimmt. Die Lebenserwartung der Erkrankten muss unter sechs Monaten liegen, und sie müssen geistig voll zurechnungsfähig sein.

Seit der Einführung im Jahr 1997 haben sich 1.173 Menschen den Cocktail verschreiben lassen, 752 Schwerkranke haben ihn am Ende auch getrunken. Auch Maynard hat die notwendigen Medikamente mittlerweile zu Hause. "Wenn ich meine Meinung ändern sollte und sie nicht nehme, ist das meine Entscheidung", schreibt die junge Frau. "Aber entscheiden zu können, wie mein Leben endet, ist unbeschreiblich wichtig. Es ist mein Sicherheitsnetz in diesen letzten Tagen und Wochen." (Julia Herrnböck, derStandard.at, 31.10.2014)