Bauern in Tadschikistan transportieren ihre Ernte mit Eseln. Das Bild ist Teil einer Ausstellung zu LLDCs in der Uno-City in Wien.

Foto: UNIS

UN-Beauftragter Gyan Chandra Acharya aus Nepal.

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Wien - Gyan Chandra Acharya weiß, wovon er spricht. Der UN-Diplomat ist zwar seit langem auf der ganzen Welt unterwegs, aber die Probleme seines Heimatlandes Nepals kennt er genau. "Ich weiß, wie viel sich allein durch eine Straßenverbindung ändert", sagt er im Gespräch mit dem Standard.

Die Erfahrungen aus seinem Heimatland wird der UN-Untergeneralsekretär oft erzählen, wenn in Wien ab Montag Staats- und Regierungschefs, Wirtschaftsleute und Diplomaten bis hin zu UN-Generalsekretär Ban Ki-moon über ein Thema diskutieren, das bisher wenig Beachtung gefunden hat: die Situation von Entwicklungsländern ohne Meereszugang, auf Englisch kurz LLDCs.

Acharya ist UN-Sonderbeauftragter für die LLDCs und will die Staatengemeinschaft davon überzeugen, dass diese Länder besonderer Aufmerksamkeit bedürften. "Fast 80 Prozent des Welthandels finden auf dem Seeweg statt", betont er. Kein Meereszugang bedeutet auch einen schlechteren Zugang zu den Weltmärkten. Lange Transportwege, hohe Kosten und die Abhängigkeit von den Transitländern - das alles behindere diese Länder in ihrer Entwicklung. "Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dieser Isoliertheit und dem Entwicklungsniveau", sagt Acharya. "Die Binnenentwicklungsländer finden sich auf der untersten Stufe der Entwicklungsleiter."

32 Staaten weltweit werden dieser Kategorie zugerechnet; in ihnen leben insgesamt mehr als 450 Millionen Menschen. Auf der Liste finden sich so unterschiedliche Länder wie die Republik Moldau, Bhutan, Afghanistan, Kasachstan, Uganda, Mali oder Simbabwe. "Die Ausgangslage ist sehr unterschiedlich - aber die Probleme sind dieselben", so Acharya.

Vor zehn Jahren hat in der kasachischen Metropole Almaty die erste Konferenz zu diesem Thema stattgefunden. Dort wurden die LLDCs als eigene Gruppe besonders verwundbarer Länder anerkannt und die Richtung bestimmt, wie diese Staaten bei ihrem Wachstum unterstützt werden können. In Wien soll nun ein neuer Aktionsplan beschlossen werden. Die Entwicklung von Infrastruktur sowie Transit- und Handelserleichterungen sind dabei zentrale Punkte, ebenso der Austausch über die besten Methoden. In dieser Hinsicht, sagt Acharya, erhofften sich die LLDCs auch vom Binnenland Österreich wertvolle Informationen. (raa, DER STANDARD, 31.Oktober/1./2. November 2014)