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"News"-Chefredakteur Wolfgang Ainetter soll dem Vernehmen nach abgelöst werden.

Foto: APA

Wien - Dominik Wichmann beim "Stern" und Jörg Quoos bei "Focus" hat es bereits erwischt, Wolfgang Büchners Sessel beim "Spiegel" wackelt gewaltig und gleicht derzeit einem Schleudersitz. Die Halbwertszeit von Chefredakteuren bei Wochenmagazinen liegt inzwischen unter jener von Fußballtrainern. Nun könnte die Welle der Abberufungen von Magazin-Chefredakteuren auch nach Österreich schwappen.

"News"-Chefredakteur Wolfgang Ainetter soll dem Vernehmen nach abgelöst werden. Horst Pirker, Geschäftsführer der Verlagsgruppe News, befindet sich demnach bereits auf der Suche nach einem Nachfolger und soll den Posten unter anderem "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk angeboten haben.

Gehobener Boulevardkurs unter Ainetter

Ainetter ist seit Juli 2012 "News"-Chefredakteur, zum Jahreswechsel wäre er längstdienender Chefredakteur des Magazins nach "News"-Gründer Wolfgang Fellner. Ainetter verpasste "News" einen gehobenen Boulevardkurs und verärgerte manchen Großinserenten mit Aufdeckergeschichten. Zugleich musste er unter dem früheren Geschäftsführer Axel Bogocz die Hälfte der Mitarbeiter abbauen. Hatte "News" Mitte der 1990er-Jahre noch 105 Angestellte und 35 fixe Freie, arbeiten heute für die Redaktion inklusive Grafik, Foto und Sekretariat noch rund 40 Mitarbeiter. Auflagen und Leserzahlen gingen in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurück.

Pirker wollte die kolportierte Ablöse Ainetters nicht kommentieren. Auch Fragen nach Klenk und anderen möglichen Kandidaten sowie zur künftigen Positionierung des Magazins ließ er offen. "Ich habe mir aus langjähriger Erfahrung abgewöhnt, Gerüchte über personelle Veränderungen zu kommentieren, weil man sie nicht einmal durch eine wirklich offensive Informationspolitik verhindern oder doch wenigstens eingrenzen kann", sagte Pirker. "Dafür habe ich mir strikt angewöhnt, wenn es tatsächlich nennenswerte personelle Veränderungen gibt, diese zuerst den Betroffenen, dann den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und erst dann der allenfalls interessierten Öffentlichkeit zu kommunizieren."

Auch "Trend" und "Format" stehen zur Disposition

Auch zu einer weiteren anstehenden Personalentscheidung wollte Pirker nichts sagen. Nach APA-Informationen kehrt Gert Edlinger als Berater in die News-Gruppe zurück und wird sich um neue Projekte des Gesamtkonzerns kümmern. Edlinger kennt den Verlag noch aus Fellner-Zeiten. Er war an der Seite Wolfgang Fellners "News"-Chefredakteur und federführend an der Entwicklung des "Format" beteiligt, später dockte er auch für kurze Zeit bei Fellners Tageszeitungsprojekt "Österreich" an. Von 2000 bis 2004 war Edlinger für die Styria Media Group in Südosteuropa tätig. Vorstandschef der Styria war damals Pirker.

In der aktuellen Ausgabe des Branchenblatts "Horizont" erklärte Pirker unterdessen, dass es sein Ziel in der News-Gruppe sei, "den Abwärtstrend im Jahr 2015 zu stoppen – auf der Auflagen- und der Ergebnisseite". Dazu müsse man "an allen Schrauben drehen" und sich "disruptiv um Verbesserungen bemühen". Zur Disposition stehen dabei offenbar auch die Titel "Trend" und "Format". Pirker: "Wir werden sehen, ob das Wirtschaftssegment weiter mit zwei oder mit einer Marke bespielt wird. Das entscheiden wir in den nächsten Wochen." (APA, 31.10.2014)