Google-Auto unterwegs. In den USA ist der Test schon weit gediehen.

Foto: Google

Wien/München - Das selbstfahrende Auto ist in greifbarer Nähe. Googles erster Prototyp wird derzeit in den USA erprobt. Im Normalbetrieb wäre diese Art von Fortbewegung zumindest auf der Autobahn bis zum Jahr 2020 vorstellbar, glaubt Ferdinand Dudenhöffer im Gespräch mit derStandard.at, Chef des Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen. Wer künftig den Takt vorgibt, ist noch offen.

VW-Chef Martin Winterkorn machte am Donnerstag beim "Handelsblatt Auto-Gipfel" in München klar, dass die Autokonzerne sich nicht von den großen Internetkonzernen bedrängen lassen sollten: "Die deutsche Wirtschaft darf das Internet Apple, Google & Co nicht allein überlassen." Seit fünf Jahren versucht Google, Autos selbstfahren zu lassen. "Mit unserem autonom fahrenden Testfahrzeug haben wir schon viele 100.000 Kilometer unfallfrei auf öffentlichen Straßen zurückgelegt", sagt Jens Redmer von Google Deutschland. Einfach einsteigen und gefahren werden - wenn es nach Redmer geht, könnte das in rund zehn Jahren für jedermann möglich sein.

Ohne Lenkrad und Gaspedal

Googles erster eigenständig entworfene Prototyp eines Zweisitzers kommt ohne Lenkrad und ohne Gas- oder Bremspedal aus. Im Normalbetrieb wäre diese Art von Fortbewegung zumindest auf der Autobahn bis zum Jahr 2020 vorstellbar, glaubt Ferdinand Dudenhöffer, Chef des Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen. Geht es nach Dudenhöffer, wäre es vorstellbar, dass schon rund fünf Jahre später die Landstraßen folgen könnten. Allerdings nicht in der umfassenden Googleschen Vision, also mit Autos ganz ohne Lenkrad und Gaspedal. Vielmehr würden die Menschen quasi erweiterte Funktionen zum Tempomat nutzen. Auf der Autobahn würde damit automatisiert gefahren, bei dessen Verlassen hingegen würden die Fahrer wieder das Kommando übernehmen.

Ob Dudenhöffer mit seiner Einschätzung richtig liegt, oder nicht: Sicher ist, dass die fahrbaren Untersätze dank intelligenter Assistenzsysteme ihren Lenkern immer mehr Aufgaben abnehmen können. Autohersteller und Zulieferer treiben die Automatisierung des dementsprechend Autos voran. Mit vernetzter Verkehrsbeobachtung, sollen Autos zum Beispiel nicht nur selbst einparken, sondern vorher auch einen Parkplatz finden. Auch die Sicherheit werde durch selbstfahrende Autos erhöht, werben Entwickler.

Neues Marktsegment

Wer in dem neuen Marktsegment das größte Stück vom Kuchen bekommt, ist noch völlig offen. Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche beobachtet die Konkurrenz zunächst gelassen. "Ich glaube nicht, dass Google anstrebt, morgen 50 Autofabriken auf der Welt zu besitzen", sagte Zetsche. Google habe ein anderes Geschäftsmodell. Der Internetkonzern wolle Daten abschöpfen, um damit Geld zu verdienen. Die Autokonzerne wollten mit den Daten das Autofahren für ihre Kunden verbessern. Und da gebe es ein Konfliktpotenzial.

Zwar arbeitet Google auch mit Autounternehmen zusammen und will selbst nicht die Branche wechseln, will aber gleichzeitig das selbstfahrende Auto von Grund auf neu entwickeln. "Unsere neueste Version hat nur noch zwei Knöpfe - einen grünen zum Starten und einen roten Notaus-Knopf", sagt Redmer. Und hier liegt vorerst der größte Unterschied zwischen Google auf der einen und VW, Daimler & Co. auf der anderen Seite: "Es geht uns ausdrücklich nicht darum, den angenehmen Teil des Fahrens zu automatisieren", sagt Daimler-Chef Zetsche. Bei Mercedes blieben Lenkrad, Gas und Bremspedal auf jeden Fall feste Bestandteile jedes Wagens. (APA/rebu, derStandard.at, 31.10.2014)