Bei den Midterm-Elections am Dienstag werden 36 der 100 Sitze im Senat sowie 435 Sitze im Repräsentantenhaus neu vergeben. Im Senat wird alle zwei Jahre über ein Drittel der 100 Mandate abgestimmt. Das letzte Mal wurden die Sitze jenes Drittels, das nun zur Wahl steht, im Jahr 2008 vergeben.
Erwartet werden Erfolge für die Republikaner und der Verlust der demokratischen Mehrheit im Senat, womit die Republikaner beide Kammern dominieren würden – grundsätzlich hat aber die Partei, die aktuell den Präsidenten stellt, immer eine schlechtere Ausgangsposition. Der einzige Präsident, der seit 1945 mit seiner Partei die Mehrheit im US-Senat während seiner zweiten Amtszeit behalten konnte, war Bill Clinton bei den Midterm-Elections 1998.
Für eine Mehrheit im Senat müssen die Republikaner sechs Sitze dazugewinnen – in acht Bundesstaaten stehen die Chancen gut, dass sie von den Demokraten zu den Republikanern wandern. Während in den meisten Fällen der Wahlsieger relativ eindeutig ist, liegen in einigen wenigen die Kandidaten noch Kopf an Kopf. Vier große US-Medien ("New York Times", "Washington Post", "Huffington Post", "FiveThirtyEight") sowie ein Umfrageinstitut (PredictWise) haben in den letzten Wochen auf Umfragen basierende Vorhersagen zur Senatswahl veröffentlicht, die untereinander vor allem bei jenen Bundesstaaten eine enorme Schwankungsbreite aufweisen, in denen die Wahl knapp werden könnte. Die aktuellen Werte von Montag im Vergleich:
Im US-Bundesstaat Kansas, einem traditionell republikanisch geprägten Bundesstaat, dürfte es besonders spannend werden, da hier ein unabhängiger gegen einen republikanischen Kandidaten antritt und keine der fünf am Montag veröffentlichten Wahrscheinlichkeiten bei über 55 Prozent liegt. Die "New York Times" und "FiveThirtyEight" kommen mit rund 54 Prozent auf die höchsten Werte, die den Sieg des unabhängigen Kandidaten Greg Orman voraussehen. Die "Washington Post" bewertet die Wahrscheinlichkeit für den Sieg des republikanischen Kandidaten Pat Roberts mit 53,2 Prozent, die "Huffington Post" und PredictWise sehen beide in etwa gleichauf.
In Georgia, wo der südliche Teil des Bundesstaats zwar republikanisch dominiert wird, der wachsende Anteil der afroamerikanischen Bevölkerung aber den Demokraten in die Hände spielt, liegen die Vorhersagen weit auseinander: Der republikanische Kandidat David Perdue hätte laut "New York Times" nur eine 58-prozentige Wahrscheinlichkeit auf einen Wahlsieg, die Kandidatin der Demokraten, Michelle Nunn, ist also noch nicht aus dem Rennen. Nach Angaben des Umfrageinstituts PredictWise liegt die Wahrscheinlichkeit für den Sieg Perdues hingegen bereits bei 86,4 Prozent.
In Iowa, einem zwischen beiden Parteien sehr umkämpften Bundesstaat, lag der demokratische Kandidat Bruce Braley monatelang an der Spitze der Umfragen. Das änderte sich jedoch nach dem sogenannten "chicken incident": In Braleys Garten hielten sich aus dem Nachbaranwesen ausgebüxte Hühner auf, woraufhin Braley der Nachbarin mit einer Klage gedroht haben soll. Obwohl er eine Klagsdrohung bestreitet und nur von einem "persönlichen Nachbarschaftsstreit" spricht, stellten ihn die Republikaner als abgehobenen Abgeordneten dar, der erst seine teuren Anwälte einschaltet, anstatt "wie ein echter Bürger Iowas" an die Tür der Nachbarin zu klopfen und über die Sache zu reden. Nun liegt Braley in allen Umfragen, wenn auch zum Teil sehr knapp, hinter seiner republikanischen Herausforderin Joni Ernst: Die "Huffington Post" sieht einen Wahlsieg Ernsts zwar mit nur knapp 59 Prozent voraus, die "New York Times" und "FiveThirtyEight" sprechen jedoch von rund 70 Prozent, die "Washington Post" ist bereits mit 89 Prozent von ihrem Sieg überzeugt.
Dabei fällt auf, dass zumeist die "Huffington Post" und die "Washington Post" am weitesten mit ihren Vorhersagen auseinanderliegen: Erstere sieht beispielsweise in Alaska einen republikanischen Wahlsieg mit 62,2 Prozent, die "Washington Post" mit 79 Prozent voraus.
In Colorado liegen die beiden US-Medien noch weiter auseinander: Während die "Huffington Post" die Wahrscheinlichkeit einer republikanischen Mehrheit mit 59,5 Prozent angibt, ist es bei der "Washington Post" mit fast 97 Prozent bereits eindeutig. Auch bezüglich des Wahlausgangs in den Bundesstaaten Kentucky und Louisiana sieht es ähnlich aus.
Auch bei Vorhersagen, in denen sich ein Sieg der Demokraten abzeichnet, liegen "Washington Post" und "Huffington Post" meist weit auseinander: In New Hampshire gibt die "Huffington Post" dem Sieg der demokratischen Kandidatin Jeanne Shaheen nur knapp 62 Prozent – die "Washington Post" berechnete hingegen eine 99-prozentige Wahrscheinlichkeit für ihren Wahlerfolg. In North Carolina verhält es sich mit den Prognosen ähnlich.
In den meisten übrigen Bundesstaaten wird die Senatswahl relativ klar ausfallen, aber wohl in keinem so eindeutig wie in Alabama. Dort stellt sich dem Republikaner Jeff Sessions nicht einmal ein Gegenkandidat. (Text: Noura Maan, Grafik: Michael Bauer, derStandard.at, 4.11.2014)