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Irgendwo in der Traube: Torschütze Sergio Agüero.

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Chris Smalling geht nach seinem Ausschluss ab, aus einem bis zu diesem Zeitpunkt ausgeglichenen Derby wird eine schiefe Ebene.

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Manchester/Wien - 167 Mal hat es das Manchester-Derby schon gegeben, das erste fand am 12. November 1881 statt. Damals traten die Vorläuferklubs der heutigen Blauen und Roten gegeneinander an, West Gorton (City) unterlag Newton Heath 0:3.

Nun also am Sonntag die 168. Auflage, vor der sich die Einschätzungen der beiden Feldherren bemerkenswert glichen. Manuel Pellegrini: "Wir müssen so spielen, wie wir das trainieren. Zuletzt haben nicht wegen unseres Stils verloren, sondern weil wir individuelle Fehler gemacht und unsere Chancen nicht genützt haben. Louis van Gaal: "Unsere Philosophie ist immer dieselbe. Wir wollen dominieren und Chancen kreieren. Aber natürlich muss man die Qualitäten des Gegners berücksichtigen."

Abtasten

Während dem Chilenen in David Silva ein wichtiger Mann nicht zur Verfügung stand, tauchte Wayne Rooney wieder in der Startformation des Niederländers auf. Er ist der Kapitän Uniteds und mit insgesamt elf Treffern auch Derby-Rekordschütze.

United begann im Feindesland Etihad Stadium so, wie sich das van Gaal vorgestellt haben dürfte: mit Selbstvertrauen und mehr Ballbesitz. Eine erste Chance gab es durch Adnan Januzaj, der nach Vorlage per Kopf durch Robin van Persie mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze knapp verfehlte (10.). Die niederländische Solospitze blieb sonst allerdings weitgehend abgemeldet.

In einer über weite Strecken schaumgebremsten Auseinandersetzung (erster Corner für City in der 44. Minute!) wurde der Titelverteidiger nach etwa 20 Minuten erstmals gefährlich. Sergio Agüero hatte nach einem schnellen Konter nur noch zwei Gegenspieler um sich - Keeper David de Gea, als einziger des United-Kaders in allen bisherigen neun Saison-Partien mit dabei, hielt. Und plötzlich stand United, das von den letzten sechs Duellen gegen City keines gewann, aber fünf verlor, hinten in kurzer Folge mehrfach viel zu offen. De Gea musste gegen Agüero Kopf und Kragen riskieren.

Smallings Moment

Tempo und Kitzelfaktor blieben so lala. Zumeist standen die Abwehrreihen sicher, wurden allerdings auch nicht mit letzter Konsequenz auf Schwachstellen abgeklopft. Speziell City erwartete den Gegner recht tief stehend, von Pressing war bei beiden Teams nur in Ansätzen etwas zu bemerken. Trotzdem häuften sich Ballverluste in den Minuten vor der Pause auf beiden Seiten.

Es folgte: Blackout Chris Smalling. Schon mit Gelb bedacht, leistete sich der United-Verteidiger ein deutlich zu spätes Tackling gegen James Milner. Es war von Anfang an absehbar, dass das nicht gut gehen konnte - der Ausschluss war die unvermeidliche Folge (38.). Wie hatte Pellegrini noch gesagt? "Solche Spiele werden oft in zwei, drei Situationen entschieden." Das war wohl eine solche. Marouane Fellaini haute dann Agüero, den bis dahin auffälligsten Mann in Blau im Strafraum das Standbein weg, doch das Schiedsrichterteam um den 29-jährigen Michael Oliver übersah diese elferreife Tat. Stattdessen musste sich der am Boden liegenden Argentinier eine Schimpfkanonade des belgischen Wuschels gefallen lassen.

Bei einem Schupfer auf Yaya Touré warf sich Marcos Rojo in Harakiri-Manier in den Zweikampf und kam damit durch - es war die letzte Aktion vor der Pause.

Agüero braucht keinen Pfiff

Nach Wiederbeginn zog City die Zügel gegen den dezimierten Gegner an. Touré bekam nun Platz und Zeit das Spiel seines Teams zu dirigieren. United wurde auf den reinen Abwehrkampf reduziert, Entlastung nach vorne fand praktisch nicht mehr statt. Nach einer Stunde wurde Agüero bei einer Querung des Strafraums erneut zwei Mal von United-Beinen getroffen. Die Pfeife Olivers, des jüngsten Referees der Premier-League-Historie, blieb erneut stumm. Wenig später aber ging es zackzack und City führte: Touré über links ins Loch auf Clichy, der auf Agüero - und der Argentinier haute den Stanglpass mühelos in die Maschen (63.). Der junge Ulstermann Paddy McNair, für den verletzten Rojo eingewechselt, hatte das Abseits aufgehoben.

Nachdem Jesús Navas nach Touré-Vorlage die Stange getroffen hatte (75.), war plötzlich United im Bilde und Ángel di María zwang Joe Hart zu einer ernsthaften Parade (77.). Es war die zweite Torgelegenheit der Roten. Aus unerfindlichen Gründen verloren die Citizens in der Schlussphase etwas die Kontrolle über das Geschehen, das Team von van Gaal kämpfte mit dem Mute der Verzweiflung um einen Punkt. Touré, die dominante Figur der zweiten Halbzeit, verfehlte mit einem Schuss knapp das lange Eck (88.). Mit etwas kühlerem Kopf hätten Citys Spieler das Spiel zu diesem Zeitpunkt schon längst hätten entscheiden können - Gelegenheiten dazu waren mannigfach vorhanden.

Mit dem dringend notwendigen Erfolg nach zuvor zwei Pflichtspiel-Niederlagen in Serie bleibt Manchester City Spitzenreiter Chelsea zumindest halbwegs auf den Fersen, United dagegen im Mittelfeld stecken. Für das Team von van Gaal (halb so viele Punkte wie die Londoner) bleibt es weiterhin schwierig.

Aston Villa schafft keine Trendwende

Im zweiten Spiel des Tages unterlag Aston Villa den Tottenham Hotspurs mit 1:2. Andreas Weimann gelang zwar mit seinem ersten Meisterschafts-Goal seit mehr als zwei Monaten die Führung für Villa (16.). Doch das reichte dem Klub aus Birmingham nicht. Eine Rote Karte gegen Christian Benteke (65.) leitete die Wende ein, die Londoner drehten die Partie durch späte Tore von Nacer Chadli (84.) und Harry Kane (90.) noch zu ihren Gunsten.

Aston Villa musste damit die sechste Niederlage in Folge einstecken, erst fünf Tore konnte man in zehn Matches zusammenbringen. Bis zum Treffer Weimanns war man neun Stunden ohne Torerfolg geblieben. (Michael Robausch - 2.11. 2014)