Wien - Der Südosten der Steiermark hat sich zwar im Wesentlichen damit abgefunden, dass sich das Bundesheer zurückzieht - aber wenigstens eine gut ausgestattete Kaserne würde man gerne behalten. "Es muss ja nicht unbedingt die in Fehring sein", sagt der Bürgermeister der von den Schließungsplänen betroffenen Garnisonsstadt. Aber schön wäre es halt doch, gibt Johann Winkelmaier im Gespräch mit dem STANDARD zu verstehen: Immerhin hängen an "seiner" Kaserne 50 bis 60 Arbeitsplätze - Berufssoldaten, die womöglich mit ihren Familien fortziehen, wenn die Kaserne in Fehring gesperrt wird.
Kolportiert wird, dass das Bundesheer die Kaserne verkaufen will und sich einen Erlös von zwei Millionen Euro erwartet. Dies wird vom Verteidigungsministerium nicht bestätigt: "Wir kommentieren solche Schätzungen nicht, denn wir haben bei früheren Verkäufen gelernt, dass manche Objekte viel zu hoch und andere zu niedrig taxiert wurden", wird dem STANDARD beschieden.
Geschenktes Grundstück
Dabei ist Fehring ein besonderer Fall: Als das Bundesheer in seiner Aufbauphase war, ließ es sich das Grundstück für die Errichtung der nach Andreas Hadik von Futak, einem Helden aus dem Siebenjährigen Krieg, benannten Hadik-Kaserne schenken. 1958 war da noch ein Stück Gemeindewald, der für den Kasernenbau gerodet wurde, 1960 zogen die Soldaten ein. Allerdings unter der Bedingung, dass das Grundstück an die Gemeinde zurückfallen würde, wenn dort nicht mindestens eine Kompanie stationiert ist.
Verkaufserlös gäbe es also keinen - und Interesse an dem Kasernenobjekt erst recht nicht: "Das Gebäude ist praktisch nicht verwertbar", sagt Winkelmair. Die Gemeinde hätte am liebsten, dass das Bundesheer, wenn es schon abzieht, das Gelände wiederaufgeforstet zurückgibt. Tatsächlich verfügen könne das Bundesheer über einen acht Hektar großen Übungsplatz im Eigentum der Republik - "aber große Verkaufserlöse kann man sich da auch nicht erwarten, das ist ja nicht einmal Ackerland", sagt der Bürgermeister. Allenfalls eine Viertelmillion Euro sei da zu holen.
Furcht vor Truppenauflösung
Regionalpolitisch sei der Abzug der Truppe schwer zu verkraften - denn auch der Ausbau des Standortes Feldbach (zwölf Kilometer entfernt) gilt inzwischen als fraglich. Die dortige Von-der-Groeben-Kaserne ist nach Hauptmann August von der Groeben benannt, einem Artillerieoffizier, der in der Schlacht von Königgrätz den Rückzug der Österreicher gedeckt hat und posthum das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens verliehen bekam.
Aber für die Artillerie hat die derzeitige militärische Planung wenig übrig - und die Zweitaufgabe Aufklärung hängt an der Ausstattung des derzeit in Feldbach und Fehring stationierten Aufklärungs- und Artilleriebataillons 7 mit modernen Aufklärungsfahrzeugen.
Für diese fehlt aber das Geld. Und es fehlt der Platz für Unterkünfte. Denn obwohl man in Fehring am Kasernenobjekt nichts sparen kann (wohl aber an dessen Bewachung und Strukturerhaltung), müsste man in Feldbach dazubauen. Überlegt wird, Container anzukaufen, in denen momentan das Bundesschulzentrum untergebracht ist. Nach Dauerlösung sieht das auch nicht aus - kostet aber rund 900.000 Euro.
Schon jetzt fürchtet man in der Region, dass die gesamte Truppe aufgelöst wird - und die Aufklärungskompetenz nach Wien oder Mistelbach verlegt wird.
Politische Munition
Denn im Strukturpaket von Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) werden zwar dem Aufklärungs- und Artilleriebataillon 3 in Mistelbach geschützte (leicht gepanzerte) Aufklärungsfahrzeuge in Aussicht gestellt, für Feldbach fehlt ein solcher Hinweis. Die Bolfras-Kaserne (benannt nach Arthur von Bolfras, dem langjährigen Chef der Militärkanzlei Kaiser Franz Josephs) in Mistelbach, in der die Aufklärer seit Jahrzehnten daheim sind, dürfte aufgewertet werden, da Truppenteile aus der aufzulösenden Garnison Horn dorthin verlegt werden sollen.
Dafür ist abzusehen, dass die Oststeiermark militärisch weiter ausgedünnt wird: In Bad Radkersburg wurde die ehemalige Mickl-Kaserne im Jahr 2008 zugesperrt - die Nachnutzung ist ungewiss, und die Diskussion darüber, dass sie vielleicht zum Flüchtlingsquartier werden könnte, liefert der FPÖ politische Munition.
Im Gegenzug wird die Garnison im burgenländischen Güssing aufgewertet: In der Montecuccoli-Kaserne (benannt nach Raimondo Montecuccoli, der 1664 die Türken mit unterlegenen Kräften militärisch besiegt hat) gibt es derzeit ungenutzte Werkstätten für den Radpanzer Pandur - DER STANDARD berichtete. Diese Fahrzeuge sollen dort laut Strukturpaket zulaufen. Und personell soll diese ohnehin vor allem mit Kadersoldaten besetzte Kaserne durch eine Kompanie aus Fehring verstärkt werden.
Bemerkenswert ist, in welche föderalistische Struktur das dort stationierte Jägerbataillon 7 eingebettet ist: Es untersteht dem Kommando der 3. Panzergrenadierbrigade im Mautern, territorial ist es aber (etwa bei Katastropheneinsätzen) dem Militärkommando Burgenland unterstellt. Ergänzt wird es aber mit steirischen Soldaten.
(Conrad Seidl, DER STANDARD, 3.11.2014)