Alle lieben Italien, erwiesenermaßen eines der schönsten Länder der Welt, unerreicht köstlich noch dazu. Sehr viele lieben auch die Italiener, diesen herrlich zuvorkommenden, verspielten, menschenfreundlichen Menschenschlag.

Der sich halt mancherorts auf gefährliche Art deppert geriert. Konkret geht es um den Schwertfischfang vor Sizilien, wo das elfenbeinern schimmernde Fleisch dieses stolzen Mittelmeerfischs seit Jahrtausenden geliebt wird. Demnächst nur noch in der Erinnerung, wenn die Sizilianer nicht schleunigst aufhören, sich um die Fangquoten der EU einen feuchten Kehricht zu scheren, und offizielle Stellen demonstrativ nicht einschreiten, wenn, wie dieser Tage, Schwertfisch während der Schonzeit zum Verkauf kommt.

Ein Bericht der EU-Fischereiinspektion, der dem Guardian zugespielt wurde, listet massive Verstöße gegen die Richtlinien auf, die zur Erholung der überfischten Bestände führen sollen. Demnach werden routinemäßig Schwertfisch-Anlandungen durchgewunken, ganz egal ob Quoten überschritten wurden oder Schonzeit ist.

Die Liebe zum guten Essen ist ein wesentliches Merkmal dieser großen Kulturnation. Wenn sie aber dazu führt, ein Objekt ihrer Begierde für immer auszulöschen - aus Gier und kurzsichtigem Profitdenken -, dann muss sie sich die Frage gefallen lassen, ob der Gaumen in diesem Fall nicht deutlich besser ausgebildet ist als das Hirn. (Severin Corti, DER STANDARD, 3.11.2014)