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Richard Branson hält am privaten Raumflug fest.

Foto: APA/dpa

Welch große Hoffnungen Richard Branson in sein Raumfahrtunternehmen setzt, hat der Unternehmer gerade der Financial Times (FT) anvertraut. Virgin Galactic werde "unser Flaggschiff" sein, teilte der britische Leiter des 400 Tochterunternehmen umfassenden Konglomerats mit. "Das gibt jeder Virgin-Firma einen Glorienschein."

Die Wochenendbeilage der FT mit dem Branson-Interview war am Freitagnachmittag bereits gedruckt, als die Nachricht vom jüngsten Rückschlag um die Welt ging. Beim Absturz von SpaceShipTwo kam ein Testpilot ums Leben, ein zweiter überlebte schwerverletzt. Mit dem Verlust des Prototyps liegen auch alle Pläne in Trümmern, ab 2015 Passagiere zum Preis von 250.000 Dollar für zwei Stunden ins Weltall zu schicken.

Bisher haben mehr als 800 Begeisterte die geforderte Viertelmillion Dollar (200.000 Euro) auf Bransons Tisch geblättert oder wenigstens eine Anzahlung geleistet. Die Investitionshilfe von rund 80 Millionen Dollar soll jetzt auf Wunsch ausbezahlt werden. Allerdings hegt Bransons kritischer Biograf Tom Bower Zweifel daran, ob der Leiter eines Imperiums mit 50.000 Beschäftigten so viel Geld in der Kasse hat und gleichzeitig an seinem Traum festhalten kann.

Bowers Kassandrarufe sind bisher auf steinigen Boden gefallen. Nichts, so scheint es, kann dem Ruf des 64-jährigen Hippie-Milliardärs schaden. Nicht die zahlreichen Flops seiner Firmen-Neugründungen, von Virgin Cola über Virgin Brides bis zur Zubringer-Airline Little Red. Nicht sein Status als Steuerflüchtling auf Necker Island in der Karibik. Auch nicht die schamlose Abzockerei aus seiner Eisenbahngesellschaft Virgin Rail, die die lukrative Stre- cke London-Glasgow bedient.

Die einschlägigen Hitlisten feiern seinen Status als Unternehmer mit einem geschätzten Vermögen von 4,6 Milliarden Euro. Mit seinem offenen Hemdkragen und der ungezähmten, vom Blonden ins Eisgraue changierenden Bart- und Haarpracht hat sich Sir Richard, 2000 von Prinz Charles zum Ritter geschlagen, einen Platz in den Herzen der Briten erobert. Die fühlen sich gern als Volk risikobereiter Möchtegernunternehmer, und der Sohn einer Stewardess und eines Rechtsanwalts hat es tatsächlich aus eigenem Antrieb geschafft. "Ich bin nicht des Geldes wegen Unternehmer", sagt der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder. "Ich will etwas Kreatives schaffen." (Sebastian Borger, DER STANDARD, 3. 11. 2014)