Paris - Eine Woche nach dem Tod eines jungen Demonstranten in Frankreich haben sich hunderte Menschen in mehreren Städten an Kundgebungen gegen Polizeigewalt beteiligt. In Paris versammelten sich am Sonntag rund 300 Menschen zu einer nicht genehmigten Kundgebung; 66 wurden nach Angaben der Polizei vorläufig festgenommen.

In Nantes und Toulouse gab es am Samstag Ausschreitungen mit mindestens neun Verletzten und dutzenden Festnahmen. Bei der Kundgebung auf dem Pariser Stalingrad-Platz setzte die Polizei Tränengas ein. Sie erklärte, einige der Demonstranten seien mit Hämmern, Zangen, Schlagringen und Brandsätzen bewaffnet gewesen. Die Kundgebungsteilnehmer skandierten: "Polizei überall - Justiz nirgendwo!"

Zusammenstöße in Nantes

An der Demonstration in Nantes nahmen laut Polizei bis zu 800 Menschen teil. Die Ausschreitungen begannen am Samstagnachmittag, an ihnen beteiligten sich nach Angaben der Behörden rund 200 Demonstranten. Sie warfen mit Flaschen und anderen Gegenständen auf Beamte.

Die Polizei setzte unter anderem Tränengas und Gummigeschosse ein. Fünf Demonstranten wurden verletzt, einer von ihnen erlitt einen offenen Nasenbruch. Auch drei Polizisten wurden nach Behördenangaben verletzt. 21 Kundgebungsteilnehmer wurden festgenommen. Erst am Abend kehrte Ruhe ein.

In Toulouse demonstrierten rund 600 Menschen, dort wurde bei Zusammenstößen mit der Polizei ein Beamter leicht verletzt. Es gab 13 Festnahmen. In anderen Städten, darunter Lille, Bordeaux und Avignon, gab es kleinere Kundgebungen. An ihnen nahmen nach Angaben der Polizei zwischen hundert und 200 Menschen teil.

Tod bei Protesten gegen Staudamm

Am vergangenen Wochenende war bei Protesten gegen den Sivens-Staudamm in Südfrankreich der 21-jährige Demonstrant Rémi Fraisse vermutlich durch eine Polizeigranate getötet worden. Der Vorfall löste landesweit Bestürzung aus, das Staudammprojekt wurde vorerst gestoppt.

Premierminister Manuel Valls und Innenminister Bernard Cazeneuve verurteilten die gewaltsamen Proteste. Diese "beleidigen das Gedenken an Rémi Fraisse", sagte Valls.

Umweltministerin Ségolène Royal sagte am Sonntag, heutzutage wäre eine Entscheidung für den Bau eines solchen Staudamms "nicht mehr möglich". Sie wolle sich aber nicht in die Kompetenzen des Generalrats des Departements Tarn einmischen. Für Dienstag lud sie die gewählten Volksvertreter nach Paris zu Gesprächen ein, um "Lösungen zu finden". (APA, 2.11.2014)