Wien – Die aktuellen Arbeitsmarktdaten für den Oktober bestätigen einen anhaltenden Trend: Stark von Arbeitslosigkeit betroffen sind besonders jüngere und ältere Arbeitnehmer. Bei den Langzeitarbeitslosen gab es ein Plus von 111 Prozent, die Dauer ihrer Arbeitssuche verlängerte sich um neun Tage. Hart getroffen hat es einmal mehr auch Ausländer, von ihnen sind 82.244 ohne Job (plus 22,2 Prozent).

Im Oktober waren insgesamt 389.155 Personen (inklusive Schulungsteilnehmer) auf Jobsuche, das sind um 7,8 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote laut nationaler Definition lag bei 8,1 Prozent (plus 0,7 Prozent) - rechnet man die Schulungen dazu, ergibt das eine Quote von 10,0 Prozent.

Sieht man sich die Quote im europäischen Berechnungskontext an, hat Österreich seinen Spitzenplatz bei den Beschäftigtenzahlen verloren. Zum ersten Mal seit 20 Jahren, seit es vergleichbare europäische Statistiken gibt, hat Deutschland eine niedrigere Arbeitslosenrate als Österreich. Während die Arbeitslosenrate in Österreich auf 5,1 Prozent gestiegen ist, ist sie in Deutschland auf 5,0 Prozent gefallen. Damit liegt Österreich zwar nach wie vor deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 10,1 Prozent, aber nunmehr an zweiter Stelle hinter Deutschland.

Ebenso wie in den Vormonaten steigt auch Ende Oktober die Arbeitslosigkeit bei Männern mit 12,6 Prozent wieder überdurchschnittlich, bei Frauen beträgt die Zunahme 8,5 Prozent. Vor allem der Baubereich mit 14,1 Prozent an vorgemerkten Arbeitslosen und die Arbeitskräfteüberlassung mit 14,5 Prozent spüren weiterhin den anhaltend rauen Konjunkturwind.

Nicht zuletzt deswegen bleibt auch Ende Oktober das Angebot an betrieblichen Lehrstellen mit 3.709 um 2,5 Prozent unter dem Vorjahreswert, während die Zahl der Lehrstellensuchenden um 6,4 Prozent angestiegen ist. Die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 steigt Ende Oktober um 5,3 Prozent

Angebot an Arbeitskräften wächst stärker als Jobangebot

Ein Trend, den auch die OECD in ihrem letzten Beschäftigungsausblick ausgemacht hat, hält weiter an: Das Angebot an Arbeitskräften nimmt schneller zu als das an Arbeitsplätzen. Hierfür ist vor allem das mäßige – zuletzt sogar zum Stillstand gekommene - Wirtschaftswachstum verantwortlich, das unter der schwachen Binnennachfrage, aber auch dem flauen Export leidet. Geht es nach der OECD, hält diese Entwicklung noch bis 2015 oder sogar 2016 an. Im Nachbarland Deutschland soll die Arbeitslosenquote dagegen bis Ende 2015 auf unter fünf Prozent fallen.

Enormes Plus bei Langzeitarbeitslosen

Damit sind wir auch schon bei den Hintergründen für das starke Plus bei den Langzeitarbeitslosen. Zum einen haben es Menschen, die schon länger arbeitslos sind, in konjunkturell schwierigen Phasen doppelt schwer. Die wenigen Firmen, die noch Leute einstellen, nehmen lieber Arbeitskräfte, die erst seit kurzem suchen.

Auf der anderen Seite sorgt aber auch eine neue Darstellungsweise für eine gewisse Verzerrung in der Statistik. Zur Erinnerung: Grundsätzlich gilt man dann als langzeitarbeitslos, wenn man seit mehr als einem Jahr ohne Job ist. Es gab aber schon immer Sonderregelungen. Wer einen AMS-Kurs absolvierte, der länger als 28 Tage dauerte, wurde in der Statistik nicht mehr als arbeitslos gewertet (obwohl er natürlich trotzdem keinen Job hatte).

Weniger Kurse

In aller Regel wurde man vom AMS spätestens nach sechs Monaten in einen Kurs gesteckt, weshalb es in Österreich traditionell nur sehr wenige Langzeitarbeitslose gab. Seit einem Jahr gibt es eine neue Berechnungsmethode, die sich nun nach und nach bemerkbar macht. Jetzt werden nur mehr Pausen, die länger als 62 Tage dauern, aus der Statistik herausgerechnet.

Dazu kommt, dass das AMS generell eine neue Strategie fährt. Die von vielen Seiten kritisierten "Sinnloskurse" wie "Richtig bewerben" werden zurückgefahren. Man lege den Schwerpunkt auf "höherwertige Kurse", betont man beim AMS.

Trend hält an

Unterm Strich wurden im Oktober daher trotz deutlich gestiegener Arbeitslosigkeit mit 78.849 um 2,3 Prozent weniger Schulungen angeboten. Die Kombination dieser Faktoren wird laut AMS-Experten dazu führen, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen auch in den kommenden Monaten weiter steigen wird.

Politisch wurde dieser Kurs bewusst eingeschlagen. Die Steuermittel werden zum Teil umgeschichtet. So werden allein für die Zielgruppe "50+" heuer 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, 2015 dann rund 120 Millionen Euro. Die Gelder werden zu 60 Prozent für Eingliederungsbeihilfen (das Unternehmen bekommt einen Zuschuss, wenn es Ältere einstellt) und zu 40 Prozent für sozialökonomische Betriebe eingesetzt. Im Vergleich zu früheren Jahren wurden die Mittel in diesen Bereichen in etwa verdoppelt.

Insgesamt sind heuer 1,37 Milliarden Euro für aktive Arbeitsmarktpolitik budgetiert, 2015 sollen es rund 1,39 Milliarden sein. Über die genaue Verteilung zwischen den Ländern und auf die einzelnen Förderschienen wird aber noch verhandelt. Wie berichtet haben sich zuletzt einige Bundesländer mit Kritik zu Wort gemeldet. In Wien befürchtet man, dass man zu den Verlierer gehören wird. In anderen Ländern beklagt man, dass ein immer größerer Teil des Budgets vom Bund verplant werde und der Spielraum für flexibel verwendbare Mittel geringer werde. (rebu/roda/go, derStandard.at, 3.11.2014)