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Die Klima- und Energiepolitik befindet sich derzeit in einer entscheidenden Phase: Mit Ende Oktober beschloss die EU ihre Klimastrategie 2030, 2015 soll bei der UN-Klimakonferenz in Paris ein globales Abkommen zur Reduktion von Treibhausgasen fixiert werden. Mit zukunftsweisenden Entscheidungen zum Ausbau erneuerbarer Energien und mit der Erhöhung der Energieeffizienz bei gleichzeitiger Verringerung des Verbrauchs ist zu rechnen. Die Diskussion rund um die klima- und energiepolitische Ausrichtung der Europäischen Union gewinnt daher auch global an Bedeutung.

Klimawandel trifft Österreich hart

Der 1. Österreichische Sachstandsbericht zum Klimawandel macht deutlich, wie notwendig eine Trendwende beim Klimaschutz ist. Mehr als 240 österreichische KlimaforscherInnen haben diesen aktuellen Stand des Wissens zu den Ausprägungen des Klimawandels in unserem Land in einer dreijährigen gemeinsamen Anstrengung erarbeitet. Auf über 1000 Seiten finden sich Dimensionen und Auswirkungen des Klimawandels. Die ForscherInnen haben ihre Expertise unter dem Dach des Austrian Panel on Climate Change (APCC) unentgeltlich zur Verfügung gestellt, das Gesamtprojekt wurde vom Klima- und Energiefonds gefördert. Das Ergebnis: Der Klimawandel ist angekommen. Leidtragende sind in allen Bereichen zu finden – von der Land- und Forstwirtschaft über die Ökosysteme, in der Biodiversität bis hin zum Tourismus und dem Gesundheitssystem.

Wetterereignisse zeigen bereits jetzt erhebliche ökonomische Auswirkungen. Eine klimabedingte Verstärkung solcher Schadensereignisse hätte gravierende Auswirkungen auf die heimische Volkswirtschaft. Seit 1880 ist die Temperatur um fast 2°C gestiegen. Ändert sich nichts, wäre eine Erwärmung um etwa +3,5C bis zum Ende des 21. Jahrhunderts sicher. "Obwohl in allen Sektoren bedeutendes CO2- Einsparungspotenzial vorhanden ist, können wir das 2C-Ziel durch Einzelmaßnahmen nicht erreichen. Eine Transformation Österreichs in eine emissionsarme Gesellschaft erfordert vielmehr strukturelle und technische Umbaumassnahmen, soziale und technologische Innovation und partizipative Planungsprozesse", erklären die Mitglieder der Projektleitung Helga Kromp-Kolb (BOKU), Nebojsa Nakicenovic (TU Wien und IIASA) und Karl Steininger (Uni Graz). Dieser Sachstandsbericht liefert eine beispiellose, detaillierte wissenschaftliche Darstellung über den Klimawandel und seine Auswirkungen. Der Einfluss des Klimawandels auf Wasser, Boden, Tierwelt, das gesamte Ökosystem und auch auf den Menschen wird mit dem Bericht umfassend dargestellt.

Globales Phänomen – regional differenziert

Das globale Phänomen Klimawandel hat eine regional sehr unterschiedliche Ausprägung. Der Bericht zeigt deutlich, dass der Klimawandel in Österreich rascher vor sich geht als im globalen Mittel. Der Anstieg im Sommerhalbjahr war stärker als im Winterhalbjahr. Zwischen 1950 und 1980 kam es durch eine Zunahme der Bevölkerung und erhöhte Luftverschmutzung besonders in den Tallagen zu einer deutlichen Abnahme der Sonnenscheindauer und der Globalstrahlung im Sommer. Aufgrund dieser Tatsachen ist im Zeitraum 2021 bis 2050 ein weiterer Temperaturanstieg ebenso zu erwarten wie die Zunahme der Niederschläge im Winterhalbjahr und eine Abnahme im Sommerhalbjahr. Kalte Nächte sind bereits jetzt seltener geworden, heiße Tage dafür häufiger. Auch diese Tendenz wird sich fortsetzen – mit dementsprechenden Auswirkungen auf unser Land. Die Folgen sind veränderte Ertragspotenziale in der Land- und Energiewirtschaft oder der Schneesicherheit von Schigebieten mit Auswirkungen auf den Wintertourismus, die Ausbreitung von wärmeliebenden Unkräutern und Schädlingen, die Zunahme von Muren und Steinschlag, Störungen in Waldoökosystemen, aber auch gesundheitliche Probleme durch Hitzewellen und neue vermehrt auftretende Krankheitserreger oder -überträger.