Europäische Krebspatienten sind zufriedener mit der Therapie von sogenannten Durchbruchschmerzen und erleben eine bessere Schmerzkontrolle als Patienten in Kanada. Zu diesem Ergebnis kommt eine vor kurzem veröffentlichte Studie der Universität Toronto.

Ein möglicher Hintergrund für diese Beobachtung: Deutlich mehr Krebspatienten in den in der Studie berücksichtigten Ländern (19,1 Prozent) als in Kanada (2,9 Prozent) erhielten gegen ihre Durchbruchschmerzen spezielle Applikationsformen des starken Opioids Fentanyl, die sehr schnell über die Aufnahme durch Mund- und Nasen-Schleimhaut wirken.

Weit verbreitet

Durchbruchschmerzen sind bei onkologischen Patienten sehr verbreitet. Rund 60 bis 70 Prozent aller Tumorpatienten klagen trotz ausreichender Basisschmerztherapie über derartige Attacken, die zu einer massiven Beeinträchtigung der Lebensqualität führen, heißt von der Österreichischen Schmerzgesellschaft.

Das Maximum der Schmerzintensität wird in der Regel nach drei bis zehn Minuten erreicht, die Dauer liegt bei durchschnittlich 30 bis 40 Minuten. Ein Problem der herkömmlichen Opioid-Medikamente, die für onkologische Schmerzen eingesetzt werden: Wenn ihre Wirkung nach 30 bis 40 Minuten endlich eintritt, ist die Schmerzattacke meist schon wieder vorüber.

Schnelle Wirkung

Als schneller wirksam erweisen sich spezielle Fentanyl-Applikationsformen, die direkt über die Schleimhaut wirken, zum Beispiel Sticks, Schleimhautfolien, Buccaltabletten (zergehen in der Wange), Sublingualtabletten oder Nasensprays. Sie haben einen raschen Wirkungseintritt innerhalb von zehn Minuten, eine kurze Wirkdauer und werden daher den Charakteristika einer typischen Durchbruchschmerz-Attacke besser gerecht.

"Die aktuellen Vergleichsdaten legen nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen Schmerzkontrolle und Patientenzufriedenheit und der Verfügbarkeit von speziellen Durchbruchschmerz-Medikamenten gibt", so der Wiener Experte Hans Georg Kress, ehemals Präsident der Europäischen Schmerzföderation EFIC.

Bürokratische Hürden

Umso bedauerlicher sei es, dass in Österreich der Zugang zu diesen wirksamen Fentanyl-Applikationen nach wie vor durch bürokratische Hürden erschwert werde. Eine chefärztliche Genehmigung ist, je nach Bundesland, nicht immer gesichert und die Verschreibung mit erhöhtem Aufwand verbunden.

"Dadurch wird die Behandlung von Durchbruchschmerzen bei Tumorpatienten oft unnötig erschwert. Diese Erstattungssituation ist angesichts der kleinen Zielgruppe von Tumorpatienten und deren bedauerlicherweise oft begrenzten Lebenserwartung unbefriedigend und unverständlich", sagt Kress. (APA, derStandard.at, 3.11.2014)