Old Fashioned, seit Mad Men wieder sehr in Mode.

Foto: © Jdlphoto / iStock

Irgendwann im späten 18. Jahrhundert entdeckten die Bewohner des wilden Westen, dass ihr Whiskey besser schmeckte, wenn sie etwas Zucker in ihn kippten. Wer noch (Kräuter-) Bitters, die damals gängige Allround-Medizin, dazu tropfte, machte aus seinem Drink offiziell eine Kur. Der Old Fashioned war geboren.

Der Drink gilt als eine Art Ur-Cocktail und ist so alt, dass er bereits in den ersten Cocktailbüchern des 19. Jahrhunderts unter seinem altvatrischen Namen firmiert. Im Zuge der Verfeinerung des Saufkultur ersetzte Zuckersirup irgendwann den Zucker (weil Zucker sich in Alkohol nicht gut löst und deswegen vorher verflüssigt besser integriert werden kann), außerdem fand die eine oder andere Zitrusschale oder -spalte und eingelegte Kirsche ihren Weg ins Cocktailglas. Ansonsten aber hat sich an der Rezeptur über die Jahrhunderte wenig geändert.

Großer Aussöhner zwischen Mensch und Welt

Trotz der wenigen Zutaten kann einiges schief gehen: Der Whisky kann billig und widerlich sein, der Zuckergehalt zu hoch, die Zitrusnote Richtung WC-Reiniger kippen, oder, wie bei einem Burger, kann die Gesamtkomposition daneben gehen. Gut gemacht gehört er aber zu den großen Aussöhnern zwischen Mensch und Welt, und, gemeinsam mit dem Manhattan oder dem Martini, den zeitlosen Freuden des wohl situierten Alkoholikers: voll, wunderbar alkoholisch, dank Bitters geschmacklich tief und komplex, dank Zucker und Frucht etwas entschärft und abgerundet. Idealerweise teilt er sich das Glas mit einem großen, handgeschnitzten Brocken Eis.

Für Jahrzehnte mehr oder weniger vergessen, erlebte er in den vergangenen Jahren dank Mad Men und Don Draper eine ungeahnte Renaissance. Hier meine Wiener Favoriten.

Halbestadt

Meiner Meinung nach der beste Old Fashioned (und die beste Bar) der Stadt. Sehr gute Whiskey-Qualität samt leichter Rauchnote (Ardbeg), grundsolide abgeschmeckt. Und wer mal was Anderes probieren will: Hier gibt's einen der wenigen Penicillins der Stadt.

If dogs run free

Gewinner der Preis/Leistungs-Kategorie. Kommt nicht an das Halbestadt heran, für acht Euro aber wohlfeil und sehr trinkbar.

On Market

Ich war schon ein paar Monate nicht mehr dort, aber die Bar des On Market war meiner Meinung nach lange deutlich besser, als die Besucherzahlen das vermuten ließen. Viele selbst gemachte Würzmischungen, viel frische Kräuter, von denen einige in der Eigenkreation "On Fashioned" eine wohlschmeckende Heimat fanden.

The Sign

Das Sign hat vor ein paar Monaten den damaligen hervorragenden Barkeeper des Halbestadt abgeworben, der Old Fashioned ist dementsprechend gut. Die Inneneinrichtung hier ist halt bloß so gar nicht mein Geschmack. (Tobias Müller, derStandard.at, 3.11.2014)