Wien - Das Prinzip des Crowdfunding soll nun auch dem heimischen Sport helfen. Ab Montag können Sportler auf der von ÖOC und Sporthilfe gestarteten Plattform www.ibelieveinyou.at Spendenaufrufe an die Öffentlichkeit richten. Zu den ersten 15 Projekteinreichern gehören Gewichtheberin Sarah Fischer, das Beachvolleyball-Duo Winter/Petutschnig oder die Doppelsitzer-Rodler Koller/Steu.

Die Idee hinter der Initiative ist simpel: Sportler, Vereine oder Verbände formulieren ein konkretes Projekt samt Kosten, Fans können dafür mit einem Betrag ihrer Wahl spenden. Die Laufzeit beträgt entweder 50 oder 80 Tage. Das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) und die Österreichische Sporthilfe helfen bei der Umsetzung. "Damit können wir Zugang zu bisher nicht erschlossenen privaten Mitteln verschaffen", sagte ÖOC-Präsident Karl Stoss bei einer Pressekonferenz in Wien. "Jedermann, egal ob Einzelpersonen oder auch Firmen, kann hier seine Unterstützung anbieten."

Private Treffen

Die Sportler offerieren als Anreiz exklusive Gegenleistungen wie private Treffen, Eintrittskarten, Trainings, Wettkampf-Utensilien oder Auftritte in Unternehmen. Die Rodler Thomas Steu und Lorenz Koller bieten etwa für 500 Euro eine Gästefahrt im Eiskanal Innsbruck-Igls an, die erst 13-jährige Gewichtheberin Fischer bittet für 100 Euro zu einem Abendessen inklusive Kardinalschnitten "nach Mamas Rezept" in die elterliche Pension. Lorenz Petutschnig und Tobias Winter laden für 1.000 Euro zu einem Vier-Stunden-Training plus Heurigenbesuch, für 25 Euro gibt es eine Postkarte aus Rio de Janeiro.

"I believe in you" wurde 2013 von den ehemaligen Schweizer Olympia-Teilnehmern Mike Kurt (Kanu) und Fabian Kauter (Fechten) ins Leben gerufen. "Wir haben bisher in der Schweiz an die 150 Projekte positiv abgeschlossen", führte Kurt aus. Zu den Profiteuren zählt beispielsweise der Leichtathlet Kariem Hussein, der im vergangenen August bei der Heim-EM in Zürich über 400 m Hürden Gold holte.

15 Projekte

Die Plattform richtet sich aber nicht nur an potenzielle Weltklasse-Athleten, auch Hobby- und Behindertensportler können Projekte einreichen. Die konkrete Realisierung beginnt nach dem Prinzip "Alles oder nichts" erst, wenn der gesamte Betrag aufgestellt ist. "Der Spender wird erst belastet, wenn das Projekt voll ausfinanziert ist", erklärte ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel. Im Erfolgsfall sind die Sportler selbst für die Erbringung der Gegenleistungen verantwortlich - was laut Kurt in der Schweiz bisher einwandfrei funktioniert hat. "Es hat erst ein negatives Feedback gegeben."

Für die ersten 15 Projekte wollten ÖOC und Sporthilfe ein möglichst breites Spektrum abdecken. So fehlt den Rodel-Doppelsitzern Steu und Koller etwa das nötige Kleingeld für die Adaption des ihnen von den Linger-Brüdern vermachten Gold-Schlittens. Sarah Fischer möchte weitere Trainingsstunden finanzieren, um sich an die 100 kg heranzutasten. Die Mountainbikerin Nadja Heigl benötigt für die Reisen zu Wettkämpfen ein neues Wohnmobil, da das alte nach einer Kollision mit einem Traktor ausrangiert werden musste.

Geld für die Nachwuchsarbeit

Dazu gibt es drei Einreichungen von Vereinen. Die SG West Wien (Handball), die Gmunden Swans (Basketball) und der 1. FC Lustenau (Fußball) brauchen jeweils Geld für die Nachwuchsarbeit. In der Schweiz kommt laut Mike Kurt ein Großteil der erfolgreichen Projekte aus dem Bereich Mannschaftssport. "Und darunter befinden sich viele Amateurteams", sagte der Ex-Kanute, der überzeugt ist, dass sich der Erfolg von "I believe in you" in Österreich wiederholen lässt. "Denn es gibt hierzulande eine Geberkultur." (APA, 3.11.2014)