Peter Pelinka führte durch die Sendung.

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"Der Strafvollzug ist kein Paradies." Kaum jemand in Österreich kann bei diesem Satz nicht an die Vergewaltigung des Minderjährigen mit einem Besenstiel denken - und an Exministerin Beatrix Karl, die das Drama mit diesem Satz quittierte. Erstaunlich, wenn man diesen Satz ein Jahr später als Begrüßungsstatement in einer Talkshow für geeignet hält.

So wie Albin Simma: Der Vorsitzende der Justizwachegewerkschaft war am Sonntag Gast in der ORF-Sendung Im Zentrum, wo Moderator Peter Pelinka den Spagat zwischen Fußfessel und halb verwestem Fuß eines Häftlings schaffte.

Die Frage der ersten Hälfte des Abends war schnell beantwortet. Nein, eine elektronische Fußfessel ist kein Privileg der Promis. Von den aktuell mehr als 270 Trägern der Fußfessel war genau einer prominent: Hannes Kartnig. Krista Schipper, ehemalige Leiterin der Haftanstalt Simmering, erklärte, warum man die Fußfessel 2010 einführte: "Keinen Ausschluss aus der Gesellschaft durch Einschluss."

Albin Simma überzeugen solche Argumente wenig, und man bekam eine Ahnung davon, warum Reformen oft am Widerstand der Justizwache scheitern. Simma schafft auch einen Spagat: Er ist gleichzeitig gegen die Fußfessel und beklagt die Überforderung seiner Leute wegen voller Anstalten.

Spät kam Journalist Florian Klenk zu Wort, der andere Probleme des Strafvollzugs publik gemacht hatte: Verwahrlosung, Misshandlung und Vergewaltigung von Insassen. Die "drei, vier, fünf, ich hoffe, das sind nicht mehr Vorfälle" werden einem "ein Jahr lang vorgehalten", echauffierte sich Simma in Richtung Klenk. Wir hoffen auch inständig, es sind nicht mehr. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 4.11.2014)