Bild nicht mehr verfügbar.

Ghavami wollte "unser Team unterstützen".

Foto: AP

Teheran/Wien - "Das ist eine Diskriminierung, die weltweit angeprangert gehört." Peter Kleinmann, der Präsident des österreichischen Volleyballverbands (ÖVV), prangert an, dass Frauen im Iran keine Volleyballspiele besuchen dürfen. "Das ist ja bis jetzt fast niemandem aufgefallen." Jetzt, da der Iran eine 25-Jährige zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilte, fällt es umso mehr auf. Ghoncheh Ghavami, britisch-iranische Doppelstaatsbürgerin, hatte vor dem Weltliga-Spiel Iran gegen Italien am 20. Juni mit anderen Frauen vor der Azadi-Halle in Teheran dagegen protestiert, dass man sie nicht einlassen wollte, und war verhaftet worden.

Die Jus-Studentin aus London hatte in Teheran für eine Wohlfahrtsorganisation gearbeitet und Verwandte besucht. Sie wartete vier Monate auf eine Anhörung, in dieser Zeit durfte sie nur selten besucht werden, ihr Anwalt Mahmoud Alizadeh Tabatabaie beklagte, dass er vor der Verhandlung kaum Zugang zu ihr hatte. Im Oktober trat Ghavami in einen zweiwöchigen Hungerstreik, weil sie, wie die BBC berichtete, im Gefängnis misshandelt wurde und wochenlang in Einzelhaft saß.

"Free Ghoncheh Ghavami"

Großbritannien hatte sich ebenso vergeblich für Ghavamis Freilassung eingesetzt wie Amnesty International, der Volleyball-Weltverband (FIVB) und das Internationale Olympische Komitee (IOC). Ghavamis Bruder Iman richtete die Online-Petition "Bring my sister home" ein, sie wurde von mehr als 710.000 Menschen unterschrieben. Die Facebook-Seite "Free Ghoncheh Ghavami" gefällt fast 25.000 Personen.

Solidarität für Ghoncheh Ghavami.
Truthloader

Von iranischer Seite wurde bestritten, dass Ghavami verhaftet und verurteilt wurde, weil sie ein Volleyballspiel besuchen wollte. Ihr wurde "Propaganda gegen das Regime" angelastet. "Das ist lächerlich", sagt ÖVV-Präsident Kleinmann, der sich eingehend mit der Causa auseinandersetzte. Kleinmann will erreichen, dass der Weltverband den Druck auf den Iran verstärkt. "Volleyball ist dort echt populär, der Iran war WM-Sechster und Weltliga-Vierter. Und er ist eines von wenigen Ländern, die in allen großen Ballsportarten mitmischen."

Laut Kleinmann sollte sich auch der "noch mächtigere" Fußball-Weltverband (Fifa) einschalten. Schließlich ist Frauen im Iran der Besuch von Fußballspielen seit langem untersagt, vor mehr als zwei Jahren wurde das Verbot auf Volleyball ausgedehnt. Geht es nach Kleinmann, so sollten alle großen Verbände beschließen, dass im Iran keine internationalen Spiele mehr stattfinden dürfen. Der brasilianische FIVB-Präsident Ary S. Graça hatte dem Iran vor kurzem noch eine WM-2018-Bewerbung nahegelegt, in der Hoffnung, das Land würde im Gegenzug wieder Frauen in die Hallen lassen. Auch so gesehen ist das Urteil gegen Ghoncheh Ghavami ein schwerer Rückschlag. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 4.11.2014)