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Die Shopping City Süd, drittgrößtes Einkaufszentrum Europas am Stadtrand Wiens, zieht nach ihrem Facelifting mehr Besucher an. Die Kluft zwischen rentablen und kriselnden Standorten wird tiefer.

Foto: APA/Hans Klaus Techt

Wien - Das Tauziehen in der Wiener Innenstadt ums Einkaufen am Sonntag ist um einen zugkräftigen Mitspieler reicher. Sollte der Handel im Rahmen einer Tourismuszone sieben Tage die Woche offenhalten, wollen auch die Shopping City Süd (SCS) und das Donauzentrum einen Teil des Kuchens.

Er sei in dieser Sache kein Vorreiter, sagt Thomas Heidenhofer, Chef von Unibail-Rodamco Österreich, deren zwei Einkaufscenter zu den größten in Europa zählen. Aber man sei ein Magnet für Touristen und wolle als solcher gleiche Wettbewerbsbedingungen.

Von seinen Mietern spürt Heidenhofer keinen Druck, an Sonntagen aufzusperren. Zumal schon die ausgedehnte Abendöffnung an den Donnerstagen nicht atemberaubend gut laufe: Längere Öffnungszeiten seien eben auch mit höheren Kosten verbunden. Aber gehe der Trend in diese Richtung, wolle man mit dabei sein. Heidenhofer appelliert daran, zumindest vier offene Sonntage für Testzwecke vor Weihnachten zuzulassen.

Erfahrungen im Ausland

In der Slowakei ging die Sieben-Tage-Woche bei Unibail-Rodamco auf Kosten des Samstagsgeschäfts - auch wenn das Wochenende insgesamt gestärkt wurde. In Tschechien wie anderen Ländern Osteuropas wird die längere Öffnung sukzessive zurückgenommen, erzählt SCS-Chef Anton Cech. "Zuerst wurde unbändig ausgeweitet, dann begann man zu rechnen."

Der offene Sonntag in Paris ist aus Sicht des Shoppingcenter-Betreibers Unibail-Rodamco, der international 85 Standorte betreibt, aufgrund der rund fünf Mal höheren Einwohnerzahl nicht mit der Situation in Wien vergleichbar.

Ein Jahr ist es her, seit sich die SCS nach Investitionen von 150 Millionen Euro neu in Schale geworfen hat. Die Anziehungskraft neuer Marken wie Primark sorgte seither nach eigenen Angaben für 1,2 Millionen mehr Besucher. Heidenhofer beziffert das Umsatzplus pro Quadratmeter mit zehn Prozent. Mehr Einblick in die Bilanzen gibt Unibail-Rodamco nicht.

Für die Händler sind die Mieten seit dem Umbau gestiegen - was die SCS-Manager auf den begrenzten Platz zurückführen.

Das Marktumfeld bleibt rau, die Konsumenten kaufen seit Jahren nicht mehr ein, auch heuer droht real ein Umsatzminus. Neue Einkaufscenter wie jene an den Wiener Bahnhöfen und in Gerasdorf, sowie boomender Onlinehandel verteilen zudem die Erträge neu.

900 Geschäfte weniger

Die Verlierer sind aufgrund der Elastizität großer Städte wie Wien so rasch nicht auszumachen. Das Sterben an schwächeren Randlagen bleibt ein leises. Allein 2013 sperrten 900 Geschäfte österreichweit zu - erstmals mehr, als zugleich neu eröffnet wurden. Auch unter den Einkaufszentren, resümiert Cech, hat die Auslese längst begonnen. Er sieht etliche Standorte auf der Strecke bleiben.

Den Niedergang vieler Innenstädte führt Heidenhofer vor allem auf fehlende Parkplätze zurück. Er nennt als Gegenbeispiel Belgien: Dort sei es gelungen, einzelne Altstädte mit Shoppincentern zu verbinden und ein Nebeneinander zu ermöglichen.

Die Saison, der - ob ihrer Aussagekraft fragwürdigen - Weihnachtsumfragen, eröffnet heuer Karmasin. Der Marktforscher sieht die Österreicher 2014 im Schnitt pro Kopf exakt 307 Euro für Geschenke ausgeben, um ganze 60 Euro weniger als 2012. Cech: "Wir müssen uns alle warm anziehen." (Verena Kainrath, DER STANDARD, 4.11.2014)