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Nach einem armeeinternen Tauziehen führt der Vizechef der Präsidentengarde, Isaac Zida, die Präsidialgeschäfte interimistisch.

Foto: REUTERS/Joe Penney

Wer ist Isaac Zida, der neue starke Mann in Burkina Faso? Nicht einmal die 17 Millionen Einwohner des armen Sahelstaates kannten bisher den 48-jährigen Vizechef der Präsidentengarde RSP (Régiment de sécurité présidentielle). Der Berufsmilitär und Vater von drei Kindern trat bei den Protesten gegen Staatspräsident Blaise Campaoré vergangene Woche erstmals öffentlich in Erscheinung. Während einzelne Scharfschützen der RSP offenbar in die Menge schossen, schlug sich Zida auf die Seite der Aufständischen, noch bevor Campaoré geflüchtet war, und erhielt offenen Applaus.

Die Frage ist allerdings: Geschah dies aus Kalkül oder Überzeugung? Einmal an der Macht, schloss Zida die Landesgrenzen und setzte die Verfassung außer Kraft. Seither bleibt er ambivalent: Einmal zeigt er sich an der Seite von Oppositionellen der Bewegung "Bürgerbesen", ein anderes Mal hindert er die populäre Politikerin Saran Sérémé am Betreten des staatlichen Rundfunkgebäudes.

Uno-Blauhelmsoldat im Kongo

Vor dem Volksaufstand in Burkina war der schweigsame Oberstleutnant nur ein Ausführender gewesen. Seine Ausbildung erhielt er in der Militärakademie in Pô im Süden des Landes; dann betätigte er sich unter anderem im Kongo als Uno-Blauhelm. In der Präsidentengarde, die rund tausend Mann zählt und bedeutend besser ausgerüstet ist als die herkömmliche Armee, blieb er als Vize stets im Schatten seines direkten Vorgesetzten, des einflussreichen Generals Gilbert Diendéré.

Ebenso mächtig war einzig Honoré Traoré, der Generalstabschef der burkinischen Armee. Der ernannte sich Ende vergangener Woche zum Interim-Staatschef. Doch dann musste er einsehen, dass ihn das Volk nie akzeptieren würde. Genauso wenig wie Diendéré, einen engen Vertrauten des in Côte d'Ivoire geflüchteten Staatschefs.

Deshalb hat nun Zidas Stunde geschlagen. Die Burkinabés fragen sich nur, ob er sich in dem Tauziehen hinter den Kulissen der Hauptstadt Ouagadougou selber an die Staatsspitze gehievt hat - oder ob ihn Campaorés mächtigste Generäle auf den Schild gehoben haben. Es war schon auffällig, wie widerstandslos Traoré zugunsten von Zida verzichtete.

Ist Zida nur eine Marionette? Vielleicht. Das muss sich weisen. Aber nicht nur in der Geschichte Afrikas haben sich schon einige Strohmänner der Macht erstaunlich rasch emanzipiert. Und allzu oft auch gegenüber dem eigenen Volk. (Stefan Brändle, DER STANDARD, 4.11.2014)