Im O.S.B. in der Wiener Billrothstraße...

Foto: M. Corti

...gibt es orientalische Sandwiches, die, in aller Bescheidenheit, um Eckhäuser besser sind als alles, was unter diesem Begriff hierorts sonst angeboten wird.

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Wenn man glaubt, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Sandwich her. Genau so dürfen sich die Anrainer der unteren Billrothstraße in Wien-Döbling jetzt fühlen. In dieser nur nominell guten Gegend, die mit ihren grottigen Junkfood-Outlets als eine der kulinarisch meistverwahrlosten der Stadt gelten darf, hat etwas Neues aufgesperrt.

Schon die mit eingefrästen Arabesken gestaltete Marmorfront der "Oriental Sandwich Bar" kündet vom Gestaltungswillen der Betreiber, innen wird mit Fliesen aus Marokko, Glühfadenlampen und richtig guter Musik nachgelegt.

Was insofern kein Wunder ist, als Mina Yaney, Sohn der aus Kairo gebürtigen Betreiberin Salwa Ghobrial, in Wien und South Carolina Architektur studiert hat und den Raum nicht nur als Essensausgabe verstanden wissen will, sondern als "kulturelle Schnittstelle" zwischen Orient und Okzident. Das mag ein Alzerl prätentiös klingen - bis man ein Sandwich gekostet hat, wie es hier mit selbstgebackenen Pita-Fladen gerollt wird.

Essen von höchster Güte

Meine Güte. Als wohlwollender Konsument von dem, was einem in Wien sonst an Orient-Snacks untergeschoben werden darf, ist man angesichts dessen, was Frau Ghobrial in ihre Fladen wickelt, erst einmal stumm. Das ist tatsächlich Essen von höchster Güte, da wird vom Reichtum einer kaum bekannten Kultur erzählt. Ganz richtig: in Form von Sandwiches.

Allein die Konsistenz des in der Pfanne gebackenen Fladens: unerreicht fluffig, geschmeidig. Und die Fülle: Falafel von souveräner Leichtigkeit, dazu Kräutersauce und Gemüsesalat, himmlisch knusprig, teuflisch gut. Und erst das Schawarma vom Rind - füllige Aromatik und Saftigkeit, dass man ganz hin ist ob des Zusammenspiels der Gewürze. Die Ansage im Titel mag gewagt erscheinen. Wer hier ein Sandwich isst, wird nicht anders können, als sie zu unterschreiben. Wetten? (Severin Corti, DER STANDARD, 1.11.2014)