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Aufdeckerin Laura Poitras zeigt sich frustriert über unbelehrbar datenhungrige Geheimdienste

Foto: APA/Endlig

Für weltweite Entrüstung sorgten in den vergangenen Monaten Enthüllungen über die massenhafte Überwachung von Internetnutzern durch den US-Geheimdienst NSA. Die Filmemacherin Laura Poitras war an der Offenlegung des Überwachungsskandals entscheidend beteiligt. Sie glaubt allerdings, dass sich die Praktiken der Geheimdienste trotz der Aufregung nicht verändert haben. "An der Sammelwut der NSA hat sich nichts geändert, der Geheimdienst macht weiter wie bisher", so Poitras im Interview mit dem Tagesspiegel.

Justiz und Ausland reagierten

Auch von der US-Politik, die nichts als "warme Worte" übrig habe, zeigt sich die Journalistin enttäuscht. Anlass zur Hoffnung sieht sie allenfalls bei der US-Justiz, die nun sensibler in Verfahren wegen Überwachung reagiert. Auch internationale Reaktionen machten ihr Mut, etwa der NSA-Untersuchungsausschuss in Deutschland.

Mediales Versagen

Im Interview betont Poitras einmal mehr, dass die NSA-Überwachung ein Skandal sei, der viel mit der medialen Berichterstattung nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zu tun habe. "Die etablierten Medien haben nach 9/11 versagt", so Poitras – etwa beim Thema Irak-Krieg oder Überwachung. So hatte die New York Times mehrere Geschichten ihres Aufdeckerjournalisten James Risen erst mit langjähriger Verzögerung veröffentlicht.

Kontakt zu Snowden aufrecht

Auch deshalb will Poitras gemeinsam mit Glenn Greenwald und anderen Topjournalisten mit dem Portal "The Intercept" Enthüllungen über Machtmissbrauch weiter vorantreiben. Zu Edward Snowden hat Poitras immer noch Kontakt, das letzte Mal besuchte sie ihn im September, um ihm eine letzte Version des Dokumentarfilms "Citizenfour" zu zeigen. In Österreich hat der Film über die NSA-Affäre bislang noch keinen Verleih gefunden. (fsc, derStandard.at, 4.11.2014)